Pünktlich „zwischen den Jahren“ werfen Knud Bielefelds Top-Listen wieder ein Schlaglicht auf Deutschlands Babynamengeschmack: Der Vornamenanalytiker hat die 1.000 beliebtesten Vornamen – 500 Mädchen- und 500 Jungennamen – veröffentlicht. 206.336 Kinder des Jahrgangs 2018 hat er dazu in seiner Datenbank erfasst, das sind etwa 26 Prozent aller Neugeborenen, und ihre Namen nach Erst- und Zweitnamen getrennt ausgewertet.
Annemarie Lüning
Namensrückblick 2018: Und es war Summer
Welche Namen aus Film, Fernsehen oder Zeitgeschehen könnten 2018 bei Eltern in spe bleibenden Eindruck hinterlassen haben? Welche gehören (für mich!) einfach dazu? Ein Marsch durch das scheidende Jahr, in dem es endlich Sommer wurde, etwas Orakelei inklusive.
Januar
Ach, du „Schmerzensreiche“: Cranberries-Sängerin Dolores O’Riordan wird in einem Londoner Hotelzimmer tot aufgefunden. Bruno Mars, eigentlich Peter Gene Hernandez, räumt bei den Grammy Awards sechs Trophäen ab, und Viorica Dăncilă wird als erste Frau zur Ministerpräsidentin von Rumänien gewählt. (Wer hier regelmäßig liest, weiß, weshalb mir ihr Name besonders aufgefallen ist.)
Namenskette: Sieben Frauen & Hans
Ein bisschen altbacken, ein bisschen Aufreger und viel Eiskönigin: so sieht die Namenskette aus, die ich heute – ohne besonderen Anlass – aufgefädelt habe. Und die wieder mal beweist, was ein Buchstabe schon bewirken kann. Viel Spaß beim Lesen!
1. Überraschende Ulla
Ich war ganz schön verblüfft, als meine Tochter mir von einem etwa gleichaltrigen Mädchen berichtete, das Ulla heißt. Noch mehr out kann ein Name heute kaum sein. Allerdings findet mein Kind diese Kurzform von Ursula, Ulrike oder Hulda, die mir im Umfeld meiner Mutter ebenso begegnet wie in Skandi-Krimis, nicht halb so bemerkenswert wie ich.
2. Etablierte Ella
Tausche dumpfes U gegen helles E – und ab geht’s in die Top Twenty: Auch Ella (Platz 19) ist eine Kurzform und deshalb in Sachen Bedeutung mehrdeutig, rückführbar etwa auf Elisabeth, Eleonore oder Elfriede. Auf mich wirkt Ella sehr feminin, schon wegen der Nähe zu dem französischen Personalpronomen und des Songs „Ella, elle l’a“ (1987). Die 2018 verstorbene France Gall (in den 60ern für Hits wie „Zwei Apfelsinen im Haar“ verantwortlich) widmete ihr Lied Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald, besingt aber recht allgemein eine Dame mit dem „gewissen Etwas“.
Die neue Bruchstückmode
Kurz und weich, hell und bedeutungslos – solche Namen mischen jetzt ganz vorn in den Favoritenlisten werdender Eltern mit. Konkret meine ich die Jungennamen Lias und Lian, die schon seit ein paar Jahren für mütterliche (und väterliche?!) Entzückensrufe sorgen. Was mag dahinterstehen? „Elias ist ja toll, aber so häufig“? „Nee, Schatz, Elias klingt mir zu sehr nach Mönch“? Die enorme Beliebtheit von mit L beginnenden Namen mischt sicher auch mit. La-le-lu, nur der Mann im Mond schaut zu. Lian steht in Deutschland aktuell auf Platz 80, Lias auf 89.
Die Angst der Mutter vor dem Spitznamen
Ich weiß es nicht, halte es aber für unwahrscheinlich, dass meine Oma sich vor 80 Jahren, als sie ihre erste Tochter bekam, Gedanken über Spitznamen gemacht hat. Meine Tante heißt Waltraud. Ihre Geschwister sprechen sie bis heute mit einer Abwandlung ihres Namens an. Walli, Traudel, Waldi oder gar Walter? Alles falsch, man nennt sie Wallau.