Kevinometer 2 – mit tollem Bonus-Feature

Die bisher häufigste Frage von werdenden Eltern auf Babynamenssuche an mich:


Läuft unser favorisierter Vorname Gefahr, ähnlichen Vorurteilen ausgesetzt zu werden wie der Namen Kevin?

Zur Beantwortung dieser Frage habe ich die Kevinometer-App herausgebracht, seitdem wurde mir die Frage nicht mehr gestellt.

Die neue häufigste Frage:

Wie viele Kinder heißen UNSERLIEBLINGSNAME?

Ab sofort beantwortet das Kevinometer auch diese Frage! Anhand der repräsentativen Stichprobe, die ich für die Erstellung der Hitlisten der häufigsten Vornamen erhoben habe, ermittelt die App für über 2.000 Vornamen, wie viele Namensträger es pro Geburtsjahrgang gibt.
Kevinometer 2
Die Auswertungsgrundlage sind weit mehr als eine Million Geburtsmeldungen. Aus diesen Daten wird die Anzahl der Kinder hochgerechnet, die in den Jahren 2006 bis 2016 den bestimmten Namen bekamen.

6 Gedanken zu „Kevinometer 2 – mit tollem Bonus-Feature“

  1. Sehr geehrter Herr Bielefeld,

    ich interessiere mich aus verschiedenen Gründen für Vornamen und bin zufällig auf diese Seite und somit auf Ihre Kevinismus-App gestoßen. Nun habe ich das dringende Bedürfnis, Ihnen und anderen Lesern meine Gedanken dazu mitzuteilen!

    Dass jemand, der sich selbst Namensforscher und somit Wissenschaftler nennt, sich dafür hergibt, subjektiv gefärbte Urteile, die aufgrund der Verbreitung des Themas Kevinismus/Chantalismus der zukünftigen Elternschaft und der restlichen Bevölkerung von außen aufgedrängt werden, noch stärker zu fokussieren und die namenssuchenden Eltern damit aufzufordern, das Schubladendenken noch weiter zu forcieren, bestürzt mich geradezu!

    Dass Namen bestimmte Assoziationen wecken und mit Klischees verknüpft werden, möchte ich gar nicht in Abrede stellen, aber die Wirkung der Namen von Kevin und Co ist inzwischen sicherlich schon längst Opfer des auf analoge negative Fälle übertragenen Pygmalion-Effekts (siehe auch Golem-Effekt) sowie der Selbsterfüllenden Prophezeiung geworden. Durch die Stigmatisierung von Namen, die zum Kevinismus/Chantalismus zählen, geraten Lehrer und andere Leistungsbewerter immer stärker in Gefahr, die Schüler/Studenten/Auszubildenden nur aufgrund ihrer Namen negativ zu bewerten, was sich im schlechtesten Falle entweder in einer ungerechten Leistungsbewertung auswirkt oder aber sogar schädlichen Einfluss darauf nimmt, was die Schüler über sich selbst denken, was zu einem negativen Selbstbild und fehlender Motivation führen kann.

    Bedenklich finde ich darüber hinaus, dass die gesamte Gesellschaft mit derartigen Thesen dazu gebracht wird, Vorurteile anderen Menschen gegenüber zu hegen. Hier ist der Andorra-Effekt zu nennen, der, ähnlich wie die bereits genannten Effekte, besagt, dass sich Mitglieder einer gesellschaftlichen Randgruppe irgendwann so verhalten können, wie eine Voraussage besagt, sie es ohne diese aber nicht getan hätten. Inzwischen kann man die bemitleidenswerten Namensträger von Kevin und Co fast als stigmatisierte Randgruppe unserer Gesellschaft bezeichnen! Und warum? Weil deren Eltern ihnen Namen gegeben haben, die ihnen einmal gefallen haben, sicherlich nicht mit dem Bewusstsein, ihren Kindern damit einen schwierigen Lebensweg zu bereiten. Weil wenige Menschen in Studien ihre Erfahrungen mit Namensträgern aus dieser Gruppe angegeben haben, welche inzwischen dabei sind, zum einen auf den Großteil der Bevölkerung übertragen zu werden und zum anderen auf viele weitere Namen ausgeweitet zu werden, wozu Ihre App nicht unerheblich beiträgt!

    Da fragt man sich doch als Mitglied der heutigen Gesellschaft, die dabei ist, immer heterogener zu werden, ob man derartige Vorgänge damit vereinbaren kann, was man sich als Bürger einer Demokratie selbst erhoffen würde! In zahlreichen Artikeln über die Vornamensgebung ist nachzulesen, dass gegenwärtig im Gegensatz zu früher eine immer größere Vielfalt bei den Namen von Neugeborenen vorhanden ist. Dies spricht für Toleranz und Offenheit des Kreises frisch gebackener Eltern. Wie ist das damit zu vereinbaren, einen Großteil von Namen zukünftigen Eltern als Gefahr für die Kinder bzgl. Bildungschancen zu präsentieren und sie mehr oder weniger direkt aufzufordern, auf altbewährte Namen zurückzugreifen, bei denen sie „nichts falsch machen können“? Die Unsicherheit geht inzwischen so weit, dass Ratsuchende in Vornamensforen andere Nutzer nach deren Meinung fragen, ob bestimmte Namen kevinismusgefährdet seien oder nicht – dass sie 99 Cent dafür ausgeben, sich mit Ihrer App abzusichern. Eine kleine Summe für den Einzelnen vielleicht – aber ein hübscher Gewinn für Sie selbst, nicht wahr? Sie verdienen tatsächlich Geld mit der Unsicherheit der Leute. Traurig, wenn Sie mich fragen!

    Trauriger finde ich aber die bereits beschriebene Wirkung des Ganzen auf die Namensträger. Es geht sogar so weit, dass Forennutzer Namen unterstellen, „kevinistisch“ zu sein, die keinerlei typische Merkmale beinhalten, so dass die Menge der vermeintlich unzumutbaren Namen immer weiter und weiter und weiter … ausgeweitet wird. Walzen wir damit nicht auch die Vielfalt nieder – und insbesondere die Toleranz?!

    Ich jedenfalls wünsche mir eine Gesellschaft, in der sich jeder ein EIGENES Bild von Menschen machen darf und in der Namen noch individuell beurteilt werden dürfen. „Kevin“ zum Beispiel hat meines Erachtens einen hübschen Klang und sehr schöne Bedeutungen: „freundlich, ehrlich und gutaussehend von Geburt“. Ich durfte in meinem bisherigen Leben noch keinen Kevin persönlich kennen lernen, und seien Sie gewiss, sollte es dazu kommen, wird dieser von mir nicht bereits nach der Vorstellung in eine Schublade gesteckt werden. Wie sieht es da wohl mit ernsthaften Nutzern Ihrer App aus …? Glauben Sie, dass Sie mit der App Ihrer Verantwortung als „Wissenschaftler“ nachkommen?!

    Hochachtungsvoll
    Naliandra E.

    Antworten
    • Sehr geehrte Frau E.,

      da liegt ein Missverständnis vor. Ich nenne mich nicht selbst Namensforscher und auch nicht Wissenschaftler. Darum habe ich auch keine Verantwortung als Wissenschaftler, weder mit noch ohne Anführungszeichen.

      Dass ich mit der App Geld verdiene ist nichts weiter als eine haltlose Behauptung – ganz bestimmt kennen Sie weder die Kosten noch die Erlöse. Davon abgesehen: Mit der Unsicherheit der Leute Geld zu verdienen, genau das ist das Geschäftsmodell der Versicherungsbranche. Ich finde es nicht traurig, sondern sinnvoll, dass es Versicherungen gibt.

      Viele Grüße
      Knud Bielefeld

    • Über die gesellschaftlichen Ursachen des Phänomens und des Begriffs „Kevinismus“ kann man sich in der Tat trefflich Gedanken machen – und sollte das auch. Kaum umhin käme man meines hier schon öfter artikulierten Erachtens dabei, den Neoliberalismus in seiner BRD-Ausprägung („Agenda 2010“) zumindest in seine Überlegungen einzubeziehen.

      Hier aber nur kurz etwas zu einer Bemerkung:

      In zahlreichen Artikeln über die Vornamensgebung ist nachzulesen, dass gegenwärtig im Gegensatz zu früher eine immer größere Vielfalt bei den Namen von Neugeborenen vorhanden ist. Dies spricht für Toleranz und Offenheit des Kreises frisch gebackener Eltern.

      Aber es ist gerade diese „Vielfalt“, „Toleranz“ und „Offenheit“, die frischgebackene Eltern bei der Namensauswahl für ihren Sprößling massenhaft ins offene Messer laufen läßt: mit Anglizismen, Pseudo-Französisch (am besten noch mit falsch gesetzten Akzenten), Möchtegern-Skandinavisch/Friesisch/Holländisch/(…), reinen Eigenkreationen und diversen anderen Ungeschicklichkeiten und Lachnummern.

      Praktisch in jeder Woche wird in diesem Blog in den Kommentaren berechtigter Unmut über verantwortungslose Standesbeamten artikuliert, die derlei durchgehen lassen. Leidtragende dieser „Vielfalt“, „Toleranz“ und „Offenheit“ sind letztlich die Kinder, die mit ihren Unfall-Namen natürlich in ihrer Kindheit und darüber hinaus sofort einsortiert werden.

      Henri Lacordaire sagt:

      Zwischen dem Starken und dem Schwachen, zwischen dem Reichen und dem Armen, zwischen dem Herrn und dem Diener ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.

      (Und das war kein Bolschewik, sondern ein Dominikaner-Pater.)

      Mit schärferen Gesetzen oder ihrer konsequenteren Anwendung ist nicht zu rechnen, also bilden sich natürlich, nun ja, Selbsthilfegruppen. Ob nun irgendwelche Gluckenforen im WWW die besten dieser Selbsthilfegruppen sind, darf man in der Tat bezweifeln. Knuds App selbst, die ich hier auch mal zu den „Selbsthilfegruppen“ oder meinetwegen „Versicherungen“ im erweiterten Sinne zählen würde, kann ich nicht beurteilen, ich hab kein Handy.

      Aber ohne Ordnung, Konventionen, Gesetze, Sitten etc., hingegen bei maximaler „Vielfalt, Toleranz und Offenheit“ stellt sich vor allem eines ein – nämlich Angst und Unsicherheit, Verschärfung der Ungleichheit; die Schwachen werden noch schwächer. Die Kinder von wenig gebildeten Eltern stehen wegen des schändlichen Laissez-faires der Behörden mit Namen wie Noél oder Zoê oder Brooklyn natürlich sofort als Doofies dar. Das ist nun einmal so. Um es ganz kraß zu formulieren: Sitte, Form, Stil, Manieren und Tradition sind ein Schutzschild der Schwachen – Vielfalt, heuchlerische „Toleranz“ und Offenheit sind die Streitaxt der Starken. (Nicht nur auf dem Gebiet der Vornamen.)

      Der grundsätzliche Ratschlag, eher traditionelle, „altbewährte“ Namen zu vergeben, ist daher mit Sicherheit richtig.

  2. Sehr geehrter Herr Bielefeld,

    nun, selbst wenn Sie offiziell kein Wissenschaftler sein mögen, so sind doch Teile Ihrer Arbeiten, wie etwa die Statistiken über beliebte Vornamen von 1890 bis heute als Element der Namensforschung aufzufassen, was zumindest dazu führt, dass Sie von Nutzern der Webseite http://www.beliebte-vornamen.de als Forscher empfunden werden, was wiederum dazu führt, dass Ihr Wort in den Augen vieler Leser mehr Gewicht haben dürfte als etwa das einer Person, die in einem Vornamensforum Kommentare schreibt. Auch wenn Sie eine Verantwortung als Wissenschaftler von sich weisen, so haben Sie meiner Meinung nach dennoch eine moralische Verantwortung denjenigen gegenüber, die Ihre Forschungsergebnisse verfolgen und Ihre App nutzen.

    Wenn Sie mit der App tatsächlich kein Geld verdienen, dann entschuldigen Sie bitte die Unterstellung und ich nehme diesen Punkt zurück. Er ist aber ohnehin nicht die zentrale Aussage meines vorherigen Beitrags! Auch wenn Sie mit der App Schulden machen würden, fände ich das Signal, das damit gesetzt wird, einfach falsch – aus den bereits dargelegten Gründen.

    Ihre App mit einer Versicherung zu vergleichen, ist meines Erachtens ein mehr als hinkender Vergleich! Die Leute sollen sich mit der App absichern, dass ihr Kind bloß keinen der berüchtigten Namen erhält. Hmmm … Was machen Sie denn, wenn in zehn Jahren einer Ihrer für unbedenklich erklärten Namen plötzlich Opfer einer anderen Anti-Namensbewegung wird? Erhalten die App-Nutzer dann ihr Geld zurück oder zahlen Sie Schmerzensgeld? …

    Namen sind und bleiben Geschmackssache – und warum dürfen sie das nicht einfach bleiben? Geschmack, der nur auf der eigenen Wahrnehmung beruht? …

    Viele Grüße
    Naliandra E.

    Hallo Jan,

    es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass es Namenskreationen gibt, die den Kindern schaden können. Falsch gesetzte Akzente sind ein Thema, bei dem ich mich anschließe und für das ich eine App viel eher sinnvoll fände! Die angehenden Eltern könnten etwa zunächst einen Überblick über die jeweiligen Akzente, ihre Herkunft und ihre korrekte Verwendung erhalten, um anschließend in Listen die richtige Setzung der Akzente ihrer Wunschnamen überprüfen zu können. Oder man könnte eine Funktion einrichten, bei der sie sich die Aussprache selbst geschriebener Namen anhören können und dann selbst merken, dass etwas „Sophié“ falsch ist, weil der Name dann [zɔ.’fi.e:] ausgesprochen werden müsste (So-fi-e, in 3 Silben). Dies wäre eine App, die Wissen objektiv vermitteln würde. Super!

    Was Eigenkreationen betrifft, so möchte ich nur anmerken, dass JEDER Name irgendwann einmal erfunden wurde. Wenn jemand einen wohlklingenden neuen Namen erfindet, warum also nicht?

    Ich plädiere für eine Weiterbildungs-App oder eine App mit Kriterien für die Namenssuche, wo die Eltern nach und nach durch verschiedene Fragen geleitet werden, bei denen sie ihre Wunschnamen selbst überprüfen können. Fragen könnten sein:
    – Ist ein eventueller Akzent korrekt gesetzt?
    – Ist der Name in seiner Landessprache korrekt geschrieben?
    – Ist der Name für eine in Deutschland lebende Person zu schwierig zu schreiben?
    – Muss das Kind die Schreibweise jedes Mal erklären?
    – Gibt es Reimwörter auf den Namen, die ein Hänselfaktor sein könnten?
    – Welche Bedeutung hat der Name?

    Diese Fragen fallen mir ad hoc ein und es gäbe bestimmt noch weitere. DAS fände ich sinnvoll, weil es eine objektive Kriterienabfrage wäre, die die Eltern ihre Namenswahl überdenken ließe – aber kein Schüren von Vorurteilen!

    Viele Grüße
    Naliandra E.

    Antworten
    • @ Gibt es Reimwörter auf den Namen, die ein Hänselfaktor sein könnten?

      Oh je, wenn man den Hänselfaktor eines Namens als Kriterium nehmen möchte, dann wird die Anzahl der vergebbaren Namen sehr, sehr klein. Und es bleibt dem Kind dann nur zu wünschen, dass es nicht jenseits seines Namens irgendwie herausfällt. Vielleicht sollte man seine Kinder dann auch gar nicht zur Schule schicken – das soziale Lernen dort ist bei der aktuellen Überforderung der Schulen durch mangelndes Personal bei gleichzeitiger Inklusion aller doch sehr fragwürdig. Am besten also gleich gar keine Kinder? Damit ist man zumindest in dem Punkt auf der sicheren Seite, dass man nie sein Kind trösten muss, weil es von irgendjemanden einen doofen Kommentar bekommen hat.

    • Namen sind und bleiben Geschmackssache – und warum dürfen sie das nicht einfach bleiben? Geschmack, der nur auf der eigenen Wahrnehmung beruht? …

      Asfa-Wossen Asserate sagt:

      So gilt es zunächst festzustellen: Eine Instanz, die in Deutschland den berechtigten Anspruch erheben dürfte, eine Aussage über die Manieren zu machen, gibt es nicht mehr. Manieren haben autoritären Charakter. Sie entziehen sich der Diskussion. »Über Geschmack läßt sich nicht streiten« gehört zu den vielen Zitaten aus der Antike, denen aus Unkenntnis ihres Zusammenhangs ein falscher Sinn untergeschoben worden ist. Man kann über den Geschmack nicht etwa nicht streiten, weil er Privatsache ist und im Belieben des Individuums liegt, sondern weil es nur einen einzigen guten Geschmack gibt, der aber ist ein Axiom. Wer ihn in Frage stellt, zeigt nur, daß er diesen axiomatischen Charakter nicht verstanden hat und sich auf der Ebene der Rationalität mit dem Geschmack beschäftigt, anstatt auf der einzig angemessenen, der des halb vegetativen, selbstverständlichen Vollzugs.

      Manieren, 2003, S. 19.

      So, und das mit dem Hänselpotential ward hier auch schon mehrfach diskutiert, und stets war es so mehr oder weniger der Ratschluß der Klugen, daß Kinder unabhängig vom Vornamen des zu Hänselnden schon etwas finden werden, wenn sie sich denn ein Opfer ausgeguckt haben. Nicht schön, ist aber so. Auch hier muß meines Erachtens mit Strenge, Sanktionen und Grenzenaufzeigen seitens der Eltern und der Lehrer dagegengehalten werden, keineswegs hingegen mit „Vielfalt“, „Offenheit“ und „Toleranz“. Die Starken müssen die Schwachen vor den Halbstarken beschützen.

      So, und nun eine Nummer kleiner nur noch dazu:

      Muss das Kind die Schreibweise jedes Mal erklären?

      Das dürfte bei zwei Dritteln der Deutschen so sein. Ich muß meinen – nicht sooo außergewöhnlichen – Namen jedesmal bei der ersten Nennung buchstabieren. Daran kann man sich sehr gut gewöhnen, kein Problem.

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