Wie nennt man den Namen, wenn man über einen abwesenden Mann spricht?

In der deutschen Alltagssprache gibt es regionale Unterschiede im Wortschatz, in der Aussprache und in der Grammatik – bei der Diskussion des Vornamens Leona haben wir das vor kurzem selbst gemerkt.
Mit dem Projekt „Atlas zur deutschen Alltagssprache“ sollen die regionalen Varianten per Internetumfrage erhoben und auf Karten dargestellt werden. Zur Zeit läuft die elfte Runde der Umfrage: Online-Fragebogen.


Unter den neuesten Ergebnissen der zehnten Runde gibt es auch ein Namensthema, das ich hier kurz vorstellen möchte:

Namensnennung, wenn man über einen abwesenden Mann spricht

Demnach würde man über mich in Süddeutschland und Österreich meistens als „der Bielefeld Knud“ sprechen, während in der Schweiz und in Teilen Deutschlands von „der Knud Bielefeld“ die Rede wäre. Ganz selten ist die Nennung „Bielefeld Knud“. In Norddeutschland würde man ausschließlich „Knud Bielefeld“ sagen, wenn man über mich in Abwesenheit spräche. Als Norddeutscher kann ich das bestätigen, alles andere ist hier sehr unüblich.

Namensnennung, wenn man über eine abwesende Frau spricht

Auf der Karte der Frauennamen erkenne ich keinen wesentlichen Unterschied zur Männernamen-Karte.

Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA) (2003ff.), bearb. von Stephan Elspaß und Robert Möller. URL: www.atlas-alltagssprache.de

42 Gedanken zu „Wie nennt man den Namen, wenn man über einen abwesenden Mann spricht?“

  1. In Norddeutschland würde man ausschließlich „Knud Bielefeld“ sagen, wenn man über mich in Abwesenheit spräche. Als Norddeutscher kann ich das bestätigen, alles andere ist hier sehr unüblich.

    So ist es. Es gibt aber im Plattdeutschen (zumindest in dem meiner alten Heimat) noch die, wenn man dann Hochdeutsch spricht, halb wurstig-vertraulich und halb ironisch gemeinte Variante „Bielefelds Knud“, also „Plural des Nachnamens Vorname“.

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    • Wohl doch eher Genitiv des Nachnamens, Vorname. Allgemein gehören aber Städtenamen zur Gruppe von Substantiven ohne Plural (Singularetantum).

    • Würde ich sowieso denken, der -s-Plural ist im Deutschen nämlich eigentlich importiert, was nichts an seiner Verwendung ändert.

    • Gna, natürlich. Was denn sonst? 🙄 Aber eben ein Genitiv plural – „der Knud von den Bielefelds“, also etwa „den Bielefelds ihr Knud“. Ich finde den Genitiv-Aspekt bei dieser sprachlichen Konstruktion weniger wichtig, weil er sich eben spachlich von selbst ergibt, als diese Voranstellung des Plurals der Familie vor den Individual-Namen.

      Allgemein gehören aber Städtenamen zur Gruppe von Substantiven ohne Plural (Singularetantum).

      Das ist aber hier nun einmal kein Städtename, sondern ein Nachname – auch wenn man sich das auf Wikipipi noch so schön zusammenknobeln kann.

    • Das ist aber hier nun einmal kein Städtename, sondern ein Nachname

      Das dürfte uns allen klar sein, vielleicht ist Andy ein Neu-Leser.

    • Also: „Bielefelds Knud“. Ist das ein Genitiv Plural („Knud von den Bielefeld“) – so empfinde ich es. Oder ein Genitiv Singular (etwa: „der kleine Knud vom alten Bielefeld“) – das wäre grammatisch auch möglich, scheint mir aber sprachlich und gleichsam stilistisch unwahrscheinlich.

      Übrigens gibt es natürlich durchaus den Plural von Städtenamen. Beispiele:

      Jeder Deutsche aus einer auch nur etwas größeren Stadt weiß, daß es in Amerika mehrere kleine Kölns, Hannovers, Bremens und vermutlich auch Bielefelds gibt. (Jede Anspielung auf den Bielefeld-Jux unterbleibe hier – bis eben auf diese. 😉 )

      Es gibt in Deutschland und Europa eine ganze Reihe Neustadts. (Und eben nicht nur Neustädte, derer es noch viel mehr gibt.)

      https://de.wikipedia.org/wiki/Neustadt_in_Europa

      Nach russisch-orthodoxer Vorstellung ist Moskau das dritte Rom. Also hat es vorher schon zwei Roms gegeben.

      Man hört gelegentlich, daß Köln das Beirut Deutschlands sei – die Perle des Fernen Westens. 😉 Es gäbe dann also mindestens zwei Beiruts.

      Die Stadt Milwaukee in den USA (Wisconsin) hatte im 19. Jahrhundert den Ruf „das deutsche Athen in Amerika“ zu sein. Zwei Athens.

      Die Beispiele ließen sich beliebig vermehren…

    • Genau, Städtenamen sind genauso wie Personennamen Eigennamen, und genau wie es in einer Klasse zwei Annas geben kann gibt es auch über 100 Berlins.
      Trotzdem halte ich dieses -s eher für einen Genitiv.

  2. Wir verwenden immer einen Artikel vor dem Vornamen. Selbst in der Schriftsprache teilweise. Ich stamme und lebe im rosa-Türkis Pünktchen Mischgebiet von Ba Wü. Dennoch habe ich hier noch nie Artikel Nachname gehört. Der Franz Jäger ist absolut üblich, aber der Jäger Franz ist ganz unüblich.

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    • Wenn ich die Karte richtig deute: Kann es sein, daß es da mal wieder große Unterschiede zwischen Baden und Württemberg gibt? Es sieht so aus, als ob es die Badener wie die Bayern und die Oberschwaben hielten, die Altwürttemberger aber wie ihre alemannischen Sprachgenossen.

      (Ich weiß freilich, daß es keine Dialekt „Badisch“ gibt, sondern daß im Norden fränkisch, im Süden auch alemannisch gesprochen wird.)

  3. Über Südbadisch, d.h. Alemannisch, werde ich nicht so recht warm. Möglich, dass die eher “ der Maier Schorsch“ sagen. Ich denke man sieht an der Karte auch etwas, wo das Hochdeutsche mehr Einfluss hat, nämlich in den Großstädten, Karlsruhe, Region Stuttgart, Mannheim-Heidelberg. Da spricht man ja nicht mehr wirklich Dialekt. Ich stamme selbst aus den Ballungszentren und weiß wohl, dass der Norddeutsche denkt, wir sprechen stark Dialekt. Bis auf wenige Eigenarten unterscheidet sich das aber nur noch durch Betonung oder Aussprache vom Hochdeutschen. Hingegen kenne ich Leute aus dem Schwarzwald, die sogar Sms Nachrichten in Dialekt schreiben. Das kann ich nur mit Mühe lesen und nicht nachnahmen.

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    • Kann es übrigens sein, daß im nördlichen BaWü die einheimischen Dialekte ein extrem schlechtes Sozialprestige haben?

      Zwei Beispiele:

      Eine Ex-Freundin von mir ist in Heidelberg sozialisiert worden. Eltern Witzblatt-68er, gebürtig in Norddeutschland und in NRW, aber eben dann nach dem Studium Lebensmittelpunkt in Heidelberg. Linke Bourgeoisie. Als ich meiner damaligen Freundin gesagt habe, daß ich diesen Rhein-Main-Dialekt (wie man ihn hier vorzugsweise in den Ludwigshafen-Tatorten) eigentlich hübsch fände, war die Reaktion: „Uah, nee! So haben bei uns die Assis gesprochen! 🙁 Ich bin ja eigentlich Norddeutsche.“ Sie selbst hatte auch keinerlei Akzent, nicht den leisesten.

      Ferner kenne ich eine Klassenschwester aus der Mannheimer Unterschicht. Und sogar die regt sich über den Diaklekt unserer Klassenbrüder dort auf. „Nää, dieses Monnemisch hab ich aber nie so kraß gesprochen, echt net!“ (Oder so ähnlich.)

      Das kenne ich in der Form aus anderen deutschen Regionen nicht – also daß lokaler Akzent nicht nur als trottelig-süß, sondern als deklassierend empfunden wird.

    • Ich denke, du hast damit recht. In Stuttgart spricht man von Honoratioren-Schwäbisch. Das ist ein Mix aus Schwäbisch und Hochdeutsch. Eine Art Schwäbisches Esperanto. Das wird auch im Landtag gesprochen, man denke an Günther Oettinger. Mehr Mundart gilt als unfein, ungebildet und mancher schämt sich für Verwandte, die stärkeres Schwäbisch sprechen.

      Mannemarisch gilt schon etwas als „assi“ eben sehr proletarisch. Nicht übel nehmen, aber das bekomme ich selbst von Menschen aus der Region so übermittelt. Und Menschen, die stark Schwäbisch oder Badisch sprechen, werden eben oft als unterbelichtete Deppen von Dorf betrachtet.

    • P.s. Meine Mitarbeiterin hatte neulich ein Telefonat mit einem Kunden nördlich des Mains. Er hielt sie für eine Schwäbin (häufiger Fehler von Nordlichtern). Er sagte dann, der Dialekt sei sympathisch.
      Sie hat ihn dann korrigiert und gesagt, dass sie Badnerin ist. Und dann kam eine längere Erklärung, wie schlimm und peinlich sie badisch fände. Für meine Ohren und ihre eigenen Ohren spricht sie nämlich Hochdeutsch und gar kein Badisch (oder sonst Mundart). Wir hören diese Feinheiten nicht, weil wir es so gewöhnt sind ;-))

    • Danke für die Antworten, die feinen lokalen Binnendifferenzierung im eh* schon nicht besonders großen Deutschland sind immer wieder interessant!

      Er hielt sie für eine Schwäbin (häufiger Fehler von Nordlichtern).

      Na, vermutlich ein Neo-Berliner. Die spinnen eh alle. 😀

      Und dann kam eine längere Erklärung, wie schlimm und peinlich sie badisch fände.

      Tragt mal die Köpfe hoch und stolz. 🙂 Eine andere Ex-Freundin von mir (in der schönen Jugend) kam aus „Badisch-Sibirien“, Gegend Tauberbischofsheim. Leichter Kabinetts-Akzent. Machte sich hier sehr gut.

      *) „Eh”. so ein Wörtchen, das nicht norddeutsch ist, und das ich vor ca. 15 Jahren von Südlingen im Netz aufgeschnappt und übernommen habe, weil mir dieses notorische Internet-„Eben“ auf die Nerven gegangen ist. „Da kann ich mir eben nur selbst zustimmen!“

    • Danke. Von den Füllwörtern wie eh und gell, kommt man nie wieder los.
      Aber für uns im Süd-Westen ist es schlimm, wenn über uns gelacht wird. Dialekt ist schon ein Makel. . Und was waren wir beleidigt, als Thierse über die Schwaben lästerte. Und den Oettinger finde ich oberpeinlich. Und Schwaben im Urlaub zu treffen ist nur peinlich. Andererseits muss ich zugeben, wir finden Euch Norddeutsche mit dem exakten Hochdeutsch ziemlich arrogant und den Sachsen etwas lächerlich ;-)Aber die Einstellung zum eigenen Dialekt ist sehr ambivalent. Siehe auch in diesem Artikel http://www.faz.net/aktuell/reise/schwaebeln-in-tuebingen-i-hao-miassa-saelt-na-ge-schaffa-14337631-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

    • Ich meine auch, daß es in Deutschland zu den sprachlichen Kulturtechniken gehört, seinen Akzent zumindest ein bißchen steuern zu können. Ich kann das auch nicht perfekt, aber meine zumindest zu wissen, wie es geht bzw. worum:

      Wenn ich mit meiner Mutter über ernste Themen rede, ist lupenreinens Hochdeutsch angesagt. Wenn es familiärer wird, dann eben norddeutscher Tonfall und Slang, ab und zu ein Bonmot auf Platt. (Richtig plattdeutsch spreche ich nicht mehr.) Wenn mir einer von woanders her doof kommt, dann mal auch mal absichtlich grob auf platt – wenn ich mich das denn da gerade traue. 😉 Wenn ich mit einer schönen Frau spreche, die hörbar aus dem Süden kommt, wird es dann auch wieder norddeustscher als in Standard-Situationen. Und so weiter. Es gibt so vielfältige Sprechsituationen, und Deutschland ist so faszinierend. 🙂

      Helmut Schmidt hat gegen Ende seines Lebens in irgendwelchen TV-Shows auch mal wieder das norddeutsche S-tolper-S-tein-St ausgekramt, natürlich absichtlich, das macht hier keiner mehr im Alltag.

      Ja, Oettinger ist schon ein besonders harter Fall („in my ohn kantri, in Baden-Würtemberg…“) ! 😀 Damit müßt Ihr im Südwesten schon selbst klarkommen. 😉 Na, Martin Schulz mit seinem Westfälisch ist auch nicht sooo viel besser.

    • Süddeutsche Dialekte auseinanderhalten – det is aber ooch schwer. 🙂 Als Studentin (in Thüringen) hatte ich einen Mitbewohner aus Franken, der mir erst einmal erklärt hat, dass Fränkisch ganz was anderes ist als Bairisch und mich ein wenig seine Sprache gelehrt hat (wochenlang dachte ich, „a weng“ sei irgendwas auf Chinesisch).
      Menschen aus BaWü habe ich bis vor ein paar Jahren pauschal als „Schwaben“ abgestempelt, aber inzwischen habe ich einen Freund in Karlsruhe und eine Freundin in Pforzheim, die mir den Kopf zurechtgerückt haben. Er spricht aber kaum Dialekt, da seine Eltern noch wieder woanders herkommen. Meine Lieblingsäußerung aus diesem Sprachraum ist „es hebt net“, womit irgendeine Bastelei oder auch die Frisur gemeint sein können.
      Ob ich mich hier in der Bundeshauptstadt als Einheimische oder als Zugezogene fühlen soll, weiß ich nie so recht. Ich komme ja eigentlich aus der schönen Hauptstadt Brandenburgs und war jahrelang ganz woanders (s. o.).
      Menschen aus anderen Gegenden merken mir häufig an, woher ich komme, weil ich mir ein „det“ oder „jemacht“ dann meistens doch nicht verkneifen kann. Einigermaßen kann ich das aber steuern, denke ich.
      Langer Kommentar – ich habe nachher einen Arzttermin und noch Zeit, musste aber um fünf aufstehen, um die Vorbereitung abzuschließen (keine Details, die sind nicht appetitlich).

    • Süddeutsche Dialekte auseinanderhalten – det is aber ooch schwer.

      Aber norddeitsche scho aa!
      Die Dialekte in Richtung Nordsee sind anders als Richtung Ostsee, soweit klar, das kann man noch einigermaßen zuordnen, aber Feinheiten (z.B. zwischen Bremer und Hamburger Dialekt, die es mit Sicherheit gibt) hört man auch nicht so ohne weiteres heraus. Gerade die „Ossi“-Dialekte (Verzeihung für den Ausdruck!) hören sich für uns im Süden alle ziemlich gleich an, wobei ich mir sicher bin, dass z.B. zwischen Nordthüringisch und Mecklenburgisch ein Riesenunterschied ist.
      Ein weites Feld, wie der alte Briest schon sagte.
      Tatsächlich ist zwischen Bairisch und Fränkisch ein großer Unterschied, die Sprachwurzel ist anders.
      Hat dich dein fränkischer Mitbewohner auch gelehrt, was „etwas wenig“ auf fränkisch heißt? „A weng weng!“ 😀
      Alles Gute für deine Untersuchung, ich tippe mal, das Wort dafür beginnt mit D und endet mit g. 😉

    • cassis, ich schließe mich zunächst herzlich Maria Th.s Gesundheits-Wünschen an! 🙂 Ja, als ich das heute morgen gelesen habe, dachte ich auch an die von ihr angedeutete Untersuchung. Hoffentlich ist alles im Lot.

      Ja, auch für uns Nordwest-Lichter ist es schwer, die verschiedenen mitteldeutschen Akzenten zu unterscheiden. „Ist das nun Thüringisch oder Sächsisch?“ In der Nach-Wende-Zeit gab es dafür hier den leicht bösartigen Begriff „Der spricht Ostisch…“

      (Den Unterschied zwischen Bremisch und Hamburgisch höre ich sofort heraus…)

      Berlinisch-Brandenburgisch ist für uns klar von besagtem „Ostisch“ zu unterscheiden. Und klar, in Mecklenburg sprechen sie mit den üblichen Minimaldifferenzen genau wie in meiner lieben Heimat. 🙂

      Mal an cassis eine Frage: Wie unterscheiden sich eigentlich genau Berlinisch und Brandenburgisch? Vielleicht bilde ich mir das ein, und ich sage das wirklich nicht, jedenfalls nicht primär, um Dir was Nettes zu sagen: Brandenburgisch klingt in meinen Ohren schnodderig, hart, abgeklärt. Ein bißchen rotzig und kodderig. Preußen eben. Balinisch hingegen höre ich breiter, lautstärker und (es sei zugegeben) auch arg vulgär. Ich kann nicht erklären, warum, und es kann, wie gesagt, Einbildung sein.

      Brauchst Dir mit den Erklärungen keine so großen Mühen zu geben, ich kann mir denken, daß es in Brandenburg (zu dem ja sprachlich auch die Altmark im heutigen nördlichen Sachsen-Anhalt gehört) ebenfalls sprachliche Binnendifferenzen geben wird. Nur würde mich eben interessieren, was Du als „Gleichzeitig-Berlinerin-Märkerin“ von diesem Grundeindruck hältst.

      (Nebenbei: Mit meinem Diss gegen die Berliner gestern abend meinte ich nicht die Eingeborenen, sondern diese berühmte „Berliner Käseglocke“ aus Politikern, Journalisten, Designern, Künstler-Spacken etc., die sich mittlerweile für den Nabel der Welt halten und für die alles Böse „aus Schwaben“ kommt. Es herrsche Frieden und Freundschaft zwischen den deutschen Stämmen. 🙂 )

    • Ich höre da irgendwie in allen Dialekten relativ wenig raus. Vielleicht weil meine eigene Familie ziemlich zusammengewürfelt aus allen Teilen Deutschlands kommt. Oder vielleicht höre ich auch micht gut genug zu. Über mich wurde jedenfalls gesagt ich jätte überhaupt keinen Akzent.

    • Guten Abend zusammen,
      Erst einmal vielen Dank für die guten Wünsche – ich hatte D…g und M…g zusammen, durfte aber dabei schlafen. Es wurde was gefunden, ist aber nicht schlimm.
      „A weng weng“ ist mir neu, muss ich meinen Kumpel mal fragen, ob er das so sagt.
      Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gibt es für mein Empfinden das „Fischige“ an der Ostsee, die Berliner Schnauze in und um die Hauptstadt, Sächsisch-Thüringisches Gedöns (ich habe auch in meinen Thüringer Jahren nicht gelernt, das auseinanderzuhalten) und jede Menge dazwischen. Und ach ja, in Sonneberg in Südthüringen sprechen sie schon Fränkisch (und dann haben wir ja noch die sorbische Gruppe in der Lausitz, einige sprechen die Sprache ihrer Vorfahren schon noch).
      Mein erwähnter fränkischer Freund kam damals mit dem Vorurteil nach Thüringen, dass wir in den neuen Bundesländern doch alle „Össisch“ sprechen, was er mit einer Art Sächsisch gleichsetzte. Hat mich immer ein wenig gekränkt, da mir wie erwähnt das Sächsische und verwandte Dialekte völlig fremd sind.
      Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg … hm. Ich bin ja nun aus Potsdam und würde sagen, dass wir da genau so sprechen wie in Berlin. Je weiter man von der Hauptstadt weg geht, desto geringer wird die Ähnlichkeit – in Südbrandenburg wird es evtl. schon ein wenig sächsisch. Eine Bekannte kam aus Eberswalde (nordöstlich von Berlin) und erzählte mal irgendwas vom „Eberswalder Kanaldeutsch“, aber ich weiß nicht, wie das nun klingen soll.
      Meine Sprache würde ich als „nicht vornehm, aber ehrlich und direkt“ bezeichnen.
      Tja, mehr weeß ick nich …

    • Otfried Preusler erwähnt in Krabat, was glaube uch auch in der Gegend spielt wendisch. Gibt’s das noch? Oder meinst du das mit sorbisch.

    • Schau mal z.b. auf Wikipedia unter „Sorbische Sprache“, da steht, dass „wendisch“ der veraltete Ausdruck für „sorbisch“ ist.

      Krabat ist seit jeher schon ein Lieblingsbuch von mir, ich hab mir nicht einmal den Film angesehen, um mir meine Bilder im Kopf nicht zu zerstören.
      In diesem Buch gibt es übrigens sehr eigenartig-schöne Namen:
      Krabat, Tonda, Lobosch, Juro, Lyschko, Merten, Hanzo, Petar, Kubo, Kito…
      Diese Namen würde ich nie vergeben, aber auch sie geben dem Buch den geheimnisvoll-fremdartigen Charakter.

    • Erst einmal vielen Dank für die guten Wünsche – ich hatte D…g und M…g zusammen, durfte aber dabei schlafen. Es wurde was gefunden, ist aber nicht schlimm.

      Gleiche Prozedur anfang letzter Woche bei einer lieben Kollegin. Ergebnis auch bei der ernst, aber harmlos. Muß nun Hammer-Tabletten fressen und sich noch diversen Allergie-Tests unterziehen. Hoffentlich bei Dir ähnlich undramatisch. Werdet uns allesamt wieder ganz gesund! 🙂

      Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg … hm. Ich bin ja nun aus Potsdam und würde sagen, dass wir da genau so sprechen wie in Berlin. Je weiter man von der Hauptstadt weg geht, desto geringer wird die Ähnlichkeit – in Südbrandenburg wird es evtl. schon ein wenig sächsisch.

      Es war wohl bei mir (wie schon angedeutet) eine Historiker-Kopfgeburt: also hie die ländlich-rustikalen Preußen, da die nervtötenden [einheimischen] Berliner. Hm, schwer zu erklären… Vielleicht war es auch eher die Art der Leute, die ich da jeweils kennengelernt habe, als ihre Sprache…

      Das mit den Sorben ist wirklich klasse! 🙂 Ich kannte einmal einen US-amerikanischen Slawisten (Bloomington, Indiana), der hatte sich auch sofort in dieses Völkchen verknallt.

      Und von den Niedersorben/Wenden wissen wir ja aus den Spreewald-Krimis. 😉

    • Ja, Krabat ist toll, den Film muss man aber nicht gesehen haben. Ich habe das Buch in der Schule durchanalysiert, da steckt eine Menge drin.
      Und die Namen mag ich auch gerne – auch Krabat ist ja einer.

    • O, Krabat hattest du ja schon erwähnt…
      Vergeben würde ich sie auch nicht, würde einen Anton aber theoretisch schon Tonda rufen.

  4. In der Nürnberger Gegend (oder auch in ganz Franken?) lautet das traditionell noch anders, soviel ich weiß:
    Dort wohnt der Bielefelds Knud.
    Dort wohnt die Merkels Angela.
    Also jeweils mit einem s am Nachnamen.
    Bitte, mitlesende Franken: Habe ich das richtig abgespeichert?

    Antworten
    • Hö, kurios. Das ist ja genauso, wie ich das aus meinem Plattdeutschland kenne. Also, der Personenname wird zugunsten des Familiennamens zurückgenommen, zurückgefahren. „Bielefelds Knud“ = „Knud von den Bielefelds“. „Merkels Angela“ = „Angela von den Merkels“, so deutet sich das mir jedenfalls. Aber wie gesagt: hierzulande nur noch halb-ironisch, mit der reginalsprachlichen Tradition kokettierend. Schwierig wird’s dann, wenn der Familienname auf -s endet: „Pistoriussens Boris“ 😉

      In Standard-Sprache ist es grundsätzlich: „Knud Bielefeld“ und „Angela Merkel“, ohne Artikel.

    • Ja, aber immer mit Artikel: die Merkels Angela, der Bielefelds Knud. Ohne Artikel geht es nicht in Bayern bzw. in Süddeutschland.

    • Kann ich absolut bestätigen, Maria Th. Das „s“ muss an den Nachnamen dran 😉
      „Der Müllers Hans“ = Hans, der aus der Familie Müller stammt.

    • Der Artikel kommt bei uns im Rheinland aber auch davor, in diesem Fall eigentlich immer. In anderen kommt es auf den Kontext an, aber meistens. Geschrieben natürlich nicht, aber da „spricht “ man auch allgemein anders. Würde ich eine Rede halten sähe das auch aus wie im Schriftdeutschen (zumindest bei mir – glaube ich…)

    • Nochmal zu Krabat: Tonda kommt von Anton? – Wieder was gelernt.

      An Mädchennamen werden im Krabat erwähnt:

      Milenka
      Raduschka
      Duschenka
      Worschula

      Viele Grüße

  5. Bei uns in Westfalen (ländliche Gegend) heißt es auch Meyers Franz oder Schulzen Mia (= Maria). Es wird der im Dorf übliche Rufname benutzt. Und wenn man von jemandem aus der Familie erzählt, dann heißt es „unser Oma“ oder „unser Thea“, auch wenn es korrekt „unsere Thea“ heißen müßte. Oma wird recht derb „Omma“ ausgesprochen.

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  6. Ich bin zwar am Niederrhein aufgewachsen, aber da meine Eltern (ursprünglich aus Norddeutschland) dort nur zufällig hängen geblieben sind, spreche ich keinen Dialekt.
    Für mich klingt der Artikel vor dem Namen leider (ich bitte um Entschuldigung, wenn ich damit jemandem zu nahe trete) etwas „unterschichtig“.
    Aus meiner schönen Studienzeit in Unterfranken habe ich mir „a weng z’weng“ bewahrt :-). Ein bißchen zu wenig :-).

    Antworten
    • (ich bitte um Entschuldigung, wenn ich damit jemandem zu nahe trete) etwas „unterschichtig“.

      Es kann aber eben auch einmal emphatisch-poetisch klingen:

      Dem Karl Liebknecht, dem haben wir’s geschworen,
      Der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand!

      Uns führt der Florian Geyer an,
      Trotz Acht und Bann.
      Den Bundschuh führt er in der Fahn’,
      Hat Helm und Harnisch an.

      Das ist in beiden Fällen kaum schlüssig mit süddeutschem Dialekt zu erklären.

      😉

  7. „Für mich klingt der Artikel vor dem Namen leider (ich bitte um Entschuldigung, wenn ich damit jemandem zu nahe trete) etwas „unterschichtig“.

    Ich bin ebenfalls in Bayern aufgewachsen und für mich klingt es ganz normal, den Artikel vor dem Namen zu sagen.

    Für „uns“ klingt es, mit Verlaub, ohne jemandem nahe treten zu wollen, etwas „affig“, den Namen ohne Artikel zu sagen, so habe ich das jedenfalls früher empfunden.

    Mittlerweile bin ich mit vielen Leuten zusammen, die eher nördlicheren bzw. hochdeutschsprachigen Gefilden kommen und den Namen ohne Artikel sagen, und ich habe mich daran gewöhnt. Ich sag’s mittlerweile mal so und mal so.

    Wir hatten das Thema hier schon mal – man kann doch einfach akzeptieren, dass es unterschiedliche Dialekträume mit unterschiedlichen umgangssprachlichen Gepflogenheiten gibt. Und natürlich hört sich für einen das „richtig“ an, mit dem man aufgewachsen ist.

    Da wo ich aufgewachsen bin, gab es übrigens einige Leute, die als besitzanzeigendes Fürwort immer „sein/seine/seines“ verwendeten, egal ob es sich um einen männlichen Besitzer oder eine weibliche Besitzerin handelte.

    Also z.B.: „der Maria sei(ne) Tasche“
    (ich höre schon den Aufschrei der Nord-Fraktion und duck mich weg … 😉

    Viele Grüße

    Antworten

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