Vorname des Jahres 2016: Elphi

Elphi ist der Vorname des Jahres 2016; allerdings nicht der häufigste, um das gleich klarzustellen. Im Gegenteil, laut meiner Datenerhebung wurde bisher kein einziges Mädchen Elphi genannt – Elfi oder Elfie kamen in letzter Zeit ab und zu vor; richtig häufig ist von allen Elfriede-Varianten nur Frieda.


Zumindest in Hamburg ist Elphi aber trotzdem in aller Munde und hat sich rasend schnell als Spitzname für die legendäre Elbphilharmonie durchgesetzt. Das erste Hamburger Mädchen namens Elphi wird wohl nicht lange auf sich warten lassen. Ich wäre nicht überrascht, wenn deren großer Bruder Michel hieße: so wie die St. Michaelis-Kirche, das andere Hamburger Wahrzeichen mit einem etablierten Spitznamen.

Elphi. Foto: Knud Bielefeld
Elphi. Foto: Knud Bielefeld

Was steckt noch dahinter, dass ich Elphi zum Vornamen des Jahres 2016 ernannt habe? Ich finde, dass Elphi ein typisches Symbol für gleich zwei der gegenwärtigen Namenstrends ist. Erstens ist es modern, Kurzformen von Vornamen als vollwertigen Namen eintragen zu lassen (z. B. Mia statt Maria, Ben statt Benjamin). Zweitens ist es modern, gewöhnlichen Vornamen durch eine abweichende Schreibweise eine besondere Note zu geben (z. B. Qevynn statt Kevin, Lehonny statt Leonie). Elphi als ungewöhnliche Schreibweise der Kurzform Elfie liegt somit gleich doppelt im Trend. Mit dieser Argumentation dürfte es auch keine Schwierigkeiten bei der Beurkundung des Namens geben. Elbphilharmonie darf man sein Kind natürlich nicht nennen, darum käme eigentlich auch die Kurzform nicht in Frage.

Außerdem hat Elphi Potenzial, die Übermacht der Namen Sophie und Marie bei den zweiten Vornamen anzugreifen. Seit Jahren heißen unglaublich viele Mädchen in Deutschland mit zweitem Vornamen Sophie oder Marie. Da bietet sich Elphi doch als originellere Alternative an, oder?

  • Vorname des Jahres 2015: Samu
  • Vorname des Jahres 2014: Neymar
  • Vornamen des Jahres 2013: Kathalea

16 Gedanken zu „Vorname des Jahres 2016: Elphi“

  1. Spontan fällt mir dazu Elphias Doge aus Harry Potter ein, der Schulfreund von Albus Dumbledore.
    Und das Orakel von Delphi ist auch naheliegend.
    Ob Elphi, bei aller Begeisterung für die endlich fertiggestellte Elbphilharmonie, in Hamburg ein Modename für Mädchen werden könnte, wage ich zu bezweifeln.

    Antworten
    • Wirkt interessant, ich kann mich Maria Th. aber anschließen, Elfi klingt eben doch alt und Elphi wirkt gebastelt.
      Aber wie wäre es denn mit Elf bzw. Eleven, in der Netflixserie „Stranger things“ kommt eine vor, allerdings ist ihr Name keine Ausgeburt des Geschmacks der Eltern, sondern wirklich die Nummer.

    • Zu Elphi gibt es noch mehr Assoziationen:
      Elf – wie Weihnachtself, die Elfe
      Eleven – das englische Zahlwort
      Eleve – Schüler (z.B. Balletteleven), vom frz. élève
      und
      Elefant 😀

      Übrigens ist mir Elfi bzw. Elvi bisher nicht nur als Abkürzung von Elfriede, sondern auch von Elvira untergekommen.

  2. Vorname des Jahres 2022: BERi. 😉

    Ich kannte mal einen Michel aus meiner Generation (Jg. 67)… Der kam aus einer Kleinstadt irgendwo im Leinebergland. Er sagte, es habe in seiner Heimat und in seinem Alter noch zwei weitere Michels gegeben – das war wohl so eine Lokal-Mode. Er wollte entweder deutsch oder (lieber) frz. ausgesprochen werden – aber bitte nicht als Michael angesprochen werden.

    So nebenbei: Warum müssen die Deutschen heute eigentlich von allem Diminutive bilden? Schoki, Süppchen, Käffchen, Bierchen. Ganz entsetzliche Mittelschichten- und Weibersprache. Eigentlich ein Fall für die Stasi.

    Antworten
    • Oh, Portugiesen sind da (zumindest in einem Teil des Landes)noch viel schlimmer, da hängt dann überall (z)inho/a dran. Das gilt sogar für Wörter wie „ein bisschen“, aus pouco wird dann pouquinho oder auch poucadinho.
      Gerade beim lesen kann das störend sein, weil die Wörter dann nicht so im Wörterbuch stehen, es aber in einigen Fällen (Cozinha-Küche) auch die normale Endung ist.

    • Warum müssen die Deutschen heute eigentlich von allem Diminutive bilden? Schoki, Süppchen, Käffchen, Bierchen. Ganz entsetzliche Mittelschichten- und Weibersprache. Eigentlich ein Fall für die Stasi.

      Stasi ist auch ein Diminutiv, wenn man so will… 😀

    • Ja, und für eine norddeutsche Seele ist das mit den Diminutiven vielleicht auch schwerer erträglich als für einen Südwestdeutschen: man denke an die Schwaben mit ihrem ewigen -le. Und im Russischen und im Polnisches (ich glaube in allen slawischen Sprachen) wird auch alles und jeder in den Diminutiv gesetzt… Ich aber kann das einfach nicht ab… Es klingt im Hochdeutschen so possierlich und süßlich-kleinbürgerlich…

      Auf Elphi für Elbphilharmonie trifft der Vorwurf aber ohnehin nur eingeschränkt. Es sind eben die ersten Silben, und es ist vielleicht auch ein bißchen die Rache des Volksmundes für einen aufgedunsenen Lokalpatrioten-Bombast-Begriff.

    • Stasi ist auch ein Diminutiv, wenn man so will…

      Wirst Du mir glauben, o Maria Th., daß mir das beim Schreiben klar gewesen ist? 😉

      Also, Elphi und Stasi folgen dem gleichen Bildungs-Schema: Jeweils die ersten Silben eines Kompositiums – und eben eigentlich keine echten Diminutive.

    • Jeweils die ersten Silben eines Kompositiums – und eben eigentlich keine echten Diminutive.

      Wirst du mir glauben, dass mir das auch klar war?(ich schrieb ja: „…wenn man so will“) 😀 😀

      Stasi ist zwar natürlich kein echter Diminutiv, aber eine Verkleinerungs-, Verniedlichungs- bzw. Verharmlosungsform allemal. Übrigens in Bayern früher üblich als Abkürzung des Namens Anastasia.

  3. Wirst du mir glauben, dass mir das auch klar war?

    Ja! 🙂 Ich denke jedem regelmäßigen Kommentator in diesem Blog ist klar, daß daß jeder andere regelmäßige Kommentator schwer was auf der Waffel hat. 🙂

    Stasi ist zwar natürlich kein echter Diminutiv, aber eine Verkleinerungs-, Verniedlichungs- bzw. Verharmlosungsform allemal. Übrigens in Bayern früher üblich als Abkürzung des Namens Anastasia.

    Sieh an, das war mir neu… Das ist dann ja so etwa wie mit Nazi. Das war ja ursprünglich die Koseform von Ignaz, die dann zur Benennung einer damals neuen Münchner Lokal-Partei (im Doppelsinne…) verwendet wurde – und dann irgendwann nicht mehr so recht als Kosename taugte.

    Antworten
    • klar, daß daß jeder andere regelmäßige Kommentator schwer was auf der Waffel hat.

      hihi, den Ausdruck „schwer was an der Waffel haben“ kenne ich nur mit der Bedeutung „doof bzw. verrückt“; im Interesse aller regelmäßigen Kommentatoren nehme ich mal an, dass das trotzdem positiv gemeint war, so etwa „schwer was auf dem Kasten“ = schlau, gebildet etc. 😉 😀
      – wenn nicht, sag Bescheid, Jan! 😀

    • Klar, ich meinte das im Sinne von „was auf dem Kasten haben“! 🙂

      Da die Redewendung aber per Google partout nicht zu finden ist, komme ich nicht umhin einzuräumen, daß das möglicherweise eine Privat-Formulierung von mir und meinem näheren Umfeld ist.

      Sicher, „einen an der Waffel haben“ heißt etwas ganz anderes, nämlich in der Tat „einen Vogel haben, spinnen“.

      Beides schließt sich freilich keineswegs gegenseitig aus (ich weiß da, wovon ich Rede 😉 ), aber es war wirklich ausschließlich nett gemeint.

      Einen schönen Rest-Sonntagabend und einen guten Start in die neue Woche rundrum.

    • Uns wurde in Potsdam Anfang der 90er-Jahre in der Grundschule ein (bayrisches?) Kinderbuch vorgelesen. Ein Mädchen stellt sich vor: „Ich bin die Stasi“. Allgemeines Gekicher. Wir waren zwar zu jung, um zu wissen, was die Stasi genau war, aber dass das irgendetwas Schlechtes war, wussten wir schon.
      Die Elbphilharmonie ist endlich fertig? Ein Weltwunder! Dann können wir in der Hauptstadt mit unserem Flughafen uns den Spott mit niemandem mehr teilen, tja.

    • Die Elbphilharmonie ist endlich fertig? Ein Weltwunder! Dann können wir in der Hauptstadt mit unserem Flughafen uns den Spott mit niemandem mehr teilen, tja.

      😀

      Na, Hannover ist nun mal eine Provinzhauptstadt, und wir haben so etwas nicht. Aber München sollte schon auf seinen Ruf als Weltstadt bedacht sein, und sich unbedingt auch so etwas zulegen wie unserer heißgeliebte Hauptstadt und die Welt- und Hansestadt Hamburg oder auch Kölle mit seiner U-Bahn. Das mit den Olympia-Bauten anno ’72* oder mit dem FJS-Flughafen ist einfach viel zu schnell und glatt über die Bühne gegangen. 😉

      *) Im Ernst: Stilistisch hat bei „München 72“ alles sooo wunderbar ineinander gegriffen – vom wunderschönen Stadion über das Olympische Dorf bis hin zu den Uniformen der Hostessen, den Logos der Sportarten, selbst der Schriftarten auf den Hinweisschildern. Ein Traum von reinrassigem 70er-Design unter der eisernen Regie des großen Otl Aicher. Wenn das mit den Israelis/Palis nicht passiert wäre, wären das auf alle Zeit die besten, jedenfalls stilisisch perfekten Spiele gewesen.

Schreibe einen Kommentar zu Jan Antworten abbrechen