Wie Lotti zu drei Vornamen kam

Dies ist die Geschichte von Lotti aus Berlin, die in diesem Jahr zur Schule kommt. Lotti heißt eigentlich Charlotte. Dazu hat sie noch zwei weitere Vornamen, obwohl ihr Papa – sein Name ist Eckart – das eigentlich nie wollte. Schuld daran ist der 1. April (kein Witz!).


Als Lehrer findet Eckart es schon irritierend, wenn ein Kind mit zwei Vornamen im Klassenbuch steht: „Wie soll man es denn nun nennen?! Oft ist der erste Name relativ normal und der zweite viel einprägsamer.“ Schüler, die mit drei oder mehr Namen registriert sind, seien nicht selten Anwärter auf den Posten des Klassenclowns. Außerdem: „Können die Eltern sich nicht entscheiden, welcher Name alberner ist, Jacqueline, Denise oder Endorphina? Mehr als zwei Namen: Das geht gar nicht!“

Als Eckarts Tochter sich ankündigte, war klar: ein Name reicht. Er und seine Partnerin Katrin einigten sich auf Charlotte. Eckart gefiel an dem gefälligen Namensklassiker insbesondere, dass man daraus Lotti machen kann; dabei hatte er ein Berliner Unikum, die Schauspielerin Lotti Huber, im Hinterkopf. Und suchte doch noch einen zweiten Namen aus, Juli, zur Erinnerung an den Sommermonat, in dem Lotti gezeugt wurde.

Lotti

Lotti sollte per Kaiserschnitt am 9. April auf die Welt kommen. Am 1. April allerdings stach den werdenden Vater der Hafer: Er sprach seinen Eltern im fernen Niedersachsen auf den Anrufbeantworter, das Kind sei geboren und heiße Birgit Elise. „Zur Erklärung des Namens sagte ich noch, ‚Birgit‘ wegen der Mittelstürmerin der Nationalmannschaft, Birgit Prinz, ‚Elise‘ einfach nur so.“ Dass Eckart gleich noch einen aufklärenden Hinweis auf Band hinterließ, im Glauben, der Anrufbeantworter seiner Eltern habe eine Datumsangabe, nützte nichts: Am folgenden Tag hatte er seinerseits seine hocherfreute Mutter auf dem AB, mit einem Kommentar zum Namen des vermeintlichen Neugeborenen. „Birgit, na ja, das sei ja nun ein komischer Name, aber Elise, hach, so hat ja auch ihre liebe Großmutter geheißen, wie schön sei das denn!“

Auf Eckarts Beichte reagierten seine Eltern einigermaßen erzürnt, hatten sie doch die Geburt der kleinen Birgit Elise postwendend überall verkündet. „Welch schöner Erfolg für mich!“ – diesen 1. April wird der schalkhafte Pädagoge ganz sicher nie vergessen. Als Geste der Versöhnung hängte er bei Lottis planmäßiger Ankunft wenige Tage später einen Drittnamen an: Charlotte Juli Elise, „und eigentlich heißt sie ja auch noch Birgit!“

Und wie wird Lotti nun in der Schule angemeldet? „Als Charlotte. Die restlichen Namen sollen nur ihr gehören – auch wenn sie im Ausweis stehen.“

24 Gedanken zu „Wie Lotti zu drei Vornamen kam“

  1. Selber schuld, der gute Mann! Was macht er auch solche Faxen mit den künftigen Großeltern – muss er doch damit rechnen, dass das überall erzählt wird.

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  2. Na, sehr streng erzogen worden zu sein scheint er ja nicht, wenn er sich einen solchen April-Jokus gegenüber seinen Eltern und werdenden Großeltern herausnimmt. Und wenn er dann noch seine Tochter nach dem Zeugungsmonat nennt, scheint es ja wirklich ein Bursche mit einem richtig prächtigen Humor zu sein, ein echter Scherzbold. 😉

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  3. Wenn ihm das mit den 2 Namen so wichtig gewesen wäre, hätte er ja den Juli wieder wegnehmen können.

    Aber ich mag Namen mit Hintergrundgeschichte. Da wird der gleich zu etwas besondererem, als wenn es nur hieße „der und der schauspieler hieß in dem film so.“

    Ist ja auch bei der Berufswahl viel netter, wenn man zb erzählen kann, dass man schon als 5jähriger Polizist werden wollte, als wenn es heißt „ja da kann man halt Geld machen damit.“

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    • Eben, wahrscheinlich war ihm wichtig, vor allem eine gute, „wahnsinnig witzige“ Geschichte zu haben, also kann es ihm mit dem Einzelnamen nicht so wichtig gewesen sein: was kümmert ihn sein Geschwätz von „gestern“?

      Ob das für das Kind so toll ist, wenn die Eltern sagen, „Du heißt Juli, weil du da gezeugt worden bist?“ Kinder wollen über Einzelheiten des elterlichen Sexuallebens in aller Regel nicht so genau informiert sein 😉 – und das ist auch gut so!

    • Ich warte echt noch mal auf ’ne Gelegenheit, Dir nicht zustimmen zu können. 😀

      Klartext: Ich finde es völlig unmöglich, die Umstände der Zeugung in den Namen des Kindes zu verewigen. Mia Mallorca Meyer. Kevin Küchentisch Koslowski. 🙄

      Und den Aprilscherz mit den (Groß)Eltern halte ich weiterhin für grenzwertig – das mag man aber gerne auf meine realsozialistische Humorlosigkeit schieben.

    • Die Juli im Namen find ich auch daneben. Mich interessiert nicht, wann und wo ich gezeugt wurde.

      Als Aprilscherz hätte man einen viel absurderen angeblichen Namen wählen sollen. Birgit ist ja durchaus vergebbar.
      Hätte er Birgundel Schakkelin gesagt, wäre das vielleicht schneller erkannt worden, aber immerhin ein eindeutiger Scherz gewesen.

    • Ich stimme euch vollkommen zu.
      Mir reicht es wenn ich ausrechnen kann wann ich gezeugt wurde, danach miss ich nicht heißen. Dann schon lieber nach den Geburtsmonat.
      Und einen Scherz mit den Eltern zu machen finde ich zwar noch in Ordnung, aber wenn man es über den Anrufbeantworter macht muss man schon dakit rechnen, dass es schief gehen sein könnte. Da hätte man schon einen eindeutigeren Indikator verwenden müssen. Oder es einfach lassen.
      Und warum er noch einen ZN anfügen musste, wenn er eigentlich nur einen wollte weiß ich auch nicht. Abgesehen davon, dass die Namen nicht mal zusammen passen.

  4. Ich finde ebenfalls die Geschichten zur Entstehung eines Vornamens immer wieder spannend!
    Gern mehr davon!

    Und was den humorvollen Lehrer angeht-welcher Schüler wünscht sich keinen Lehrer mit Humor…

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    • Na ja, mit Lehrer- und Professoren-Witzen ist das aber so eine Sache… Das artet dann schon mal in ein ziemlich unangenehmes „Wer lacht am lautesten?“ aus. Und über Witze zu lachen, wie sie dieser fragliche Lehrer offenbar zu machen liebt, sähe ich mich nur ungern in irgendeiner Form genötigt. 😉

  5. hat der Kollege seinen Eltern auch erzählt woher der Juli als Zweitname stammt?
    Das hätten die evtl noch eher als Scherz eingestuft als den richtigen Scherz, der aber kein richtiger(=angemessener) Scherz war.
    Das ist doch peinlich.

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  6. also ich habe nicht gewusst, dass man sich aussuchen kann wie man das Kind in der Schule anmeldet. Habe gedacht man legt die Geburtsurkunde vor und alle Namen werden eingetragen.
    Das ist aber bestimmt auch erst vor ein paar Jahren verändert worden, als beschlossen wurde dass alle Vornamen gleich viel wert sind, es somit keinen Rufnamen mehr gibt. ich kann nur raten. wer weiß was?

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    • Im Normalfall ist das Familienstammbuch bzw. die Geburtsurkunde zur Schuleinschreibung mitzubringen. Ich denke, dass alle Namen des Kindes erfasst werden, auf den Zeugnisses stehen jedenfalls normalerweise sämtliche Vornamen. So kenne ich es sowohl aus meiner Schulzeit als auch von meinen Kindern.
      Vielleicht ist es aber von Bundesland zu Bundesland verschieden.

    • Bei uns reicht es sein Kind mit einem Namen anzumelden. Dieser ist dann auch der einzige, der auf Klassenlisten u.ä. auftaucht. Ich glaube, das gilt auch für das Zeugnis, da bin ich mir aber nicht ganz sicher.

    • Es müssen nicht alle Namen auf das Zeugnis – wie das gehandhabt wird, scheint eher vom Lehrer abzuhängen. Jedenfalls hat unser Sohn ein Zeugnis mit seinem Rufnamen und nach einem Lehrerwechsel eins mit beiden Vornamen. Bei der Anmeldung haben wir alle Namen angegeben, auch auf der Klassenliste haben wir alle gelassen, wenngleich die meisten Eltern sich dagegen entschieden hatten.

    • Meine Eltern haben mich schon vor 20 Jahren nur mit dem Rufnamen angemeldet. Alle Zeugnisse laufen auch nur auf den, außer das abizeugniss, da sollten wir dann extra alle Namen auf dem Sekretariat mitteilen.

    • Aber eigentlich ist es doch widersinnig, seinem Kind einerseits mehrere Vornamen zu geben und dann bei der Schulanmeldung (oder sonstigen halb-/offiziellen Anlässen) dann nur einen anzugeben. Schämt sich im vorliegenden Fall der Herr Pädagoge seiner eigenen Entscheidung???

    • Na ja, vielleicht heißt das Kind mit Zweitnamen nach Oma Gundula und die Eltern möchten nicht, dass das Kind unter diesem Namen zu leiden hat. Aber ich kenne auch Kinder bei denen ganz normale Zweitnamen unter den Tisch fallen, das kann ich dann aber auch nicht nachvollziehen.

    • Ja, ok, dann heißt das Kind halt nach Oma Gundula, aber wer hat denn den Namen vergeben, richtig, die Eltern. Und ich kann es nicht nachvollziehen und finde es widersinnig, wenn die Eltern nicht zu ihrer Entscheidung stehen und den Namen schamhaft verschweigen, den sie doch wenige Jahre zuvor selbst vergeben haben .
      Ich rede jetzt nicht vom Kind selbst, da mag es durchaus öfter vorkommen, daß es sich für seine Zweitnamen geniert oder sogar schämt und aus dem Grund nicht alle Namen angeben möchte.

  7. Meine Tochter heißt Fiona Isabel und wir haben beide Namen bewusst ausgesucht. Ich hatte Kind bei der Krankenkasse mit vollem Namen angemeldet, die Versicherungskarte wurde auf Fiona ausgestellt. Ich hatte die Karte zurück geschickt, da der Name falsch war und um eine neue gebeten. Bekam eine sehr unfreundliche Antwort, dass grundsätzlich nur der erste Vorname auf der Karte steht, da dies ja auch der Rufname sei und auf der Karte nicht so viel Platz für mehrere Namen vorgesehen ist. Ich kämpfe so oft dafür, dass beide Namen aufgenommen werden, da das Kind ja auch Fiona Isabel heißt und meiner Ansicht nach Versicherungskarten, Schulzeugnisse, etc. so etwas wie amtliche Dokumente sind und auf den korrekten Namen ausgestellt werden müssten.

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