Gute Frage 2: Ist Boris eigentlich gläubig?

Gute Frage

Wie hält es ein Boris Becker mit der Religion? Weshalb ich diese Gretchenfrage stelle? Na, weil Herr Becker seinen älteren Söhnen damals in den 90ern unverkennbar biblische Namen gegeben hat: Noah Gabriel und Elias Balthasar. Und weil ich umgekehrt öfter von Namenssuchern lese, die bestimmte Namen von vornherein ausschließen, weil sie mit Kirche und Glauben nichts am Hut haben. Dabei geht es entweder generell um Namen aus der Bibel oder um solche, bei denen Gott in der Bedeutung steckt, wie bei Theodor („Gottesgeschenk“).


Nun sind einige dieser Namen mittlerweile so etabliert, dass sie in meinen Augen nicht mehr als religiöses Bekenntnis gelten und auch nicht nach „Meine Mama unterrichtet Religion“ klingen. Noah und Elias, Lea   und Sarah und viele mehr. Dagegen setzen ausgefallenere Bibel-Fundstücke, womöglich geballt an mehrere Geschwister vergeben, schon ein anderes Zeichen. Ich persönlich finde auch Namen mit der Anfangssilbe Christ- und besonders Kristin/Christin (!), derzeit als Zweitname recht beliebt (Platz 31 gegenüber Platz 401 bei den Erstnamen), für eine nicht-christliche Familie wenig passend. Oder wie sehen Sie das?

Zur Eingangsfrage habe ich dann übrigens „Boris Becker“ und „Christ“ gegoogelt. Erster Treffer ist ein Zitat des Ex-Tennis-Profis von 2010: „Bin fast ein Christ.“ Aha. Bliebe nur die Frage, ob der kanadische Schmusesänger Michael Bublé ebenfalls ein bisschen, ein bisschen mehr oder doch gar kein Christ ist. Bublés jüngst geborener Spross heißt jedenfalls Elias. Und der große Bruder? Noah natürlich!

24 Gedanken zu „Gute Frage 2: Ist Boris eigentlich gläubig?“

  1. Ich meine mich zu erinnern, dass Becker damals gesagt hat, sein Sohn hieße Gabriel nach Peter Gabriel von Genesis, für Noah weiß ich es nicht mehr, aber es war sicher nicht Noah von der Arche, evtl. nach Yannick Noah, dem Tennisspieler ???

    Christian(e), Christine, Christoph sind Klassiker, die wahrscheinlich unabhängig von einer religiösen Orientierung vergeben werden (können).

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    • Falls ich das richtig in Erinnerung habe, war es wohl so, dass der Name Noah erst nach der Geburt „gefunden“ wurde und die Idee dazu wohl von einer Münchner Krankenschwester kam, die in ihrem Dialekt so was in der Art gesagt haben soll wie: „No’a Bua.“, also „noch ein Junge“ …

      Ob das aber wirklich stimmt, sei mal dahingestelllt. Kann auch gut von der Bildzeitung stammen 😉

    • Haha, lustig, wenn das stimmen würde. Dann müßt’s aber viele Noahs geben 🙂 🙂
      Aber kann eigentlich nicht sein, weil der Noah ja der Erstgeborene ist…

  2. Du kommst aber vom Thema ab, es ging ja eigentlich um „christliche“ Namen. Becker hat nur meiner Meinung nach seine Kinder nicht aus religiösen Gründen so genannt.

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  3. Ich hörte mal ein Gespräch, wo eine Mutter meinte, sie hätte den Namen „Est(h)er“ nie vergeben würde, weil er ein jüdischer ist und sie doch katholisch ist.

    Ist das jetzt schlimmer als die Version mit dem christlich?
    Wenn man sagt, ich bin Christ ich nehme keinen Namen aus dem alten Testament, denn diese Namen sind „jüdisch“?

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    • Zusatzgedanke:

      Wahrscheinlich haben die meisten Leute keine Ahnung ob ein Name christlich oder jüdisch ist, jedoch würde glaub ich eher eine Minderheit bei uns einen islamischen Namen vergeben oder?

    • Interessante Frage, eigentlich sind alle unsere christlichen Namen aus der Bibel jüdisch, oder gräzisierte bzw. lateinisierte Varianten davon. Das gilt auch für die Namen aus dem neuen Testtament, was einfach der Tatsache geschuldet ist, dass Jesus Jude war. Dann gibt es natürlich noch die Heiligennamen, die aber häufig auch biblisch waren (das gilt natürlich nicht für alle). Und die Namen mit Gott (Theo, Deus) oder Christ (Krist). Interessant finde ich auch, dass die gräzisierten und lateinisierten Varianten normal wirken, wärend die Ursprünglischen nach „Jude“ oder einfach nur komisch klingen (meist letzteres) und die arabisierten nach „Muslim“, dabei gibt es auch sehr schöne arabische Namen und ich würde sie auch vergeben, allerdings nur wenn sie nicht zu außergewöhnlich klingen und sich gut in die deutsche Sprache eingliedern lassen.
      Übrigens ist Est(h)er der persische Name der Jüdin Hadassa. Die Tochter unseres (evangelischen) Pfarrers heist so. Allerdings macht das einen Namen ja noch nicht zwingend christlich.

    • Ester ist für mich kein Name, sondern eine chemische Stoffgruppe 😉
      Ich finde, das hat als Mädchenname keinen schönen Klang, auch eine so herbe „männliche“ Endung, da gibt es schönere christliche/biblische Namen, wenn man darauf Wert legt.

  4. Jüdisch oder christlich?

    Es ist halt so, daß man im englischen und erst recht im US-amerikanischen Sekten-Protestantismus früher und häufiger alttestamentarische Namen vergeben wurden als in der anglikanischen Hochkirche, im kontinentaleuropäischen Luthertum und natürlich erst recht als im Katholizismus. Man hat dies getan, teils weil man sich noch deutlicher von den Katholiken absetzen wollte, teils weil man eine andere, mehr auf das Alte Testament bezogene Form von christlicher Frömmigkeit gelebt hat. Weil man sich – sehr verkürzt, aber wohl nicht verfälschend gesagt – für „die neuen Israeliten“ gehalten hat.

    Daher sind im englischen Sprachgebiet immer schon Namen „normal“ (also christlich) gewesen, die im deutschen Sprachraum eher nur von Juden getragen wurden: Benjamin, David, Isaak, Abraham, Esther etc.

    Und über die US-amerikanisch dominierte Populärkultur ist diese Masche dann halt in säkularisierter Form nach Deutschland geschwappt, und zwar vorzugsweise in die „bildungsfernen Schichten“ (denen Boris Becker ohne Zweifel angehört) – ich hatte schon in den 70ern einen Klassenkameraden namens David, gesprochen „Dehvid“.

    Christian. Na, niemand würde den ollen RAF-Kämpfer Christian Klar für einen Christen halten. 😉 Und die zahllosen anderen Christians, Christines, Christianes etc. meiner Generation fallen auch nicht durch überdurchschnittliche Frömmigkeit auf…

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    • Die zahllosen Christ-XXX müssen ja nicht frömmig sein, nur ihre Eltern 😉

      Der Klassenkamerad meines Mannes heißt Brian obwohl beide Elternteile Professoren sind – sie wollten einen englischen Namen, da sie dabei waren, nach Amerika auszuwandern. Leider wurde dann aus mir unbekannten Gründen nichts daraus und jetzt sitzt er hier mit dem oft in Österreich schwer auszusprechenden Namen fest.

    • Ich steh grad auf dem Schlauch – inwiefern ist Brian ein christlicher Name, dass er hier als Beispiel genannt wird? „Das Leben des Brian“ wird ja nicht gemeint sein 😀

    • Ich glaube das bezieht sich gar nicht auf das „christliche“, sondern darauf einen „unpassenden“ Namen zu wählen.
      Ich empfinde alttestamentarische Namen nicht als Unterschichtsnamen, ich trage ja selber auch einen. Allerdings sollten die Eltern sich informieren woher ein Name kommt. In englischer Aussprache klingen aber die meisten Namen meiner Meinung nach irgendwie nach „Unterschicht“. Und bevor mich jetzt jemand belehren muss, dass Rebecca ja auch die englische Form sei. Ich werde deutsch ausgesprochen, meine Mutter sagte sie wäre nie auf die Idee gekommen den Namen anders zu schreiben. Ich habe sogar mal gehört, dass Rebecca die ursprünglichere Form sei. Die ganz ursprüngliche wird aber natürlich nicht mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Außerdem gibt es, was viele zu vergessen scheinen, die Buchstaben c und y auch im deutschen und sie sind nicht per se englisch.

    • Na, es ist natürlich wie immer komplizierter, stimmt… Die Welle der jüdischen Vornamen ca. seit den 80ern hat sozusagen auch hausegemachte, deutsche Ursachen. David (deutsch ausgesprochen), Sarah, Jonas und, halten zu Gnaden, auch Dein Vorname lassen sich nicht aus diesem geschilderten Kontext (Evangelikale, USA, Import von Vornamen durch TV-Trashkultur) erklären… Das ist vielleicht eher als eine spezifisch deutsche Form von Vergangenheitsbewältigung zu sehen.

      Asserate macht sich in seinem wunderbaren Buch „Manieren“ von 2003 ein bißchen darüber lustig:

      In Mussolinis Italien gab es plötzlich viele Mädchen, die Italia hießen, im Deutschland Hitlers hatten Horst, Volker und Kirsten Konjunktur, und nach dem Zweiten Weltkrieg nannten Gudrun und Ingmar, die auf der Napola erzogen worden waren, ihre Kinder David und Sarah.

      S. 330

      Was jeweils eine größere Rolle spielt, hängt sicher vom jeweiligen Milieu hab: vergeben linksliberale Pfarrer, Lehrer und Bionade-Bourgeois diese Namen oder eben Boris Beckers? Noah höre ich aber einwandfrei als, um Pardon, Prollo-Namen. Und klar englische Formen von AT-Namen à la Jeremy natürlich auch.

    • Ich finde, Bigotterie, also Frömmigkeit, die (von einem selbst) als übertrieben erlebt wird, zeigt sich im deutschsprachigen Raum vor allem in „Gott“-Namen:

      Gottfried, Gotthelf, Fürchtegott.

      Sie zeigt sich also – zum Glück – weitestgehend nicht mehr. Ein Zeichen fortgeschrittener Säkularisierung.

      Zebediah, Ebenezer, Hiob und co. sind Begleiterscheinungen amerikanischer Frömmigkeit. Im Rahmen der Amerikanisierung der Welt werden einige davon jetzt wieder hier vergeben und wirken „freikirchlich“ auf mich, sind so gesehen am ehesten ein Zeichen von Frömmigkeit der Eltern.

      Dann gibts natürlich die lateinamerikanische (Maria Dolores) oder die bayrisch-katholische (Kreszentia).

      Sehr häufig vergebene Namen wie die Christ- Namen (Christine, Christoph) in der 2. H. d. letzten Jh. oder heute Elias, Noah und Jona(s) sind f. mich kein Anzeichen christlicher Eltern mehr, sondern eben der allgemeinen Beliebtheit geschuldet. Im nicht sonderlich christlichen Bremen steht Noah derzeit an Platz 1.

      Und wie das mit beliebten Namen so ist… sie sickern langsam auch in Unterschicht ein, bevor sie dann irgendwann ihren Reiz verlieren und altmodisch werden.

      Typische „Prollo-Namen“ sind das für mich aber nicht. Das sind für mich eher Fantasy-Neuschöpfungen à la Shanaya oder die bekannten englischen oder französischen Namen.

    • Rina, grundsätzliche Zustimmung zu fast allen Überlegungen und Theoremen.

      Jedoch folgendes:

      Ich finde, Bigotterie, also Frömmigkeit, die (von einem selbst) als übertrieben erlebt wird, zeigt sich im deutschsprachigen Raum vor allem in „Gott“-Namen:

      Gottfried, Gotthelf, Fürchtegott.

      Soweit ich weiß, gibt es auch evangelikale Unter-Szenen, in denen altdeutsche Namen, oder was man so für altdeutsche Namen hält, in hoher Schätzung stehen. Ich bin mir aber nicht sicher. Es gibt in diesem Blog ja mindestens zwei regelmäßige, kluge Kommentatoren (nämlich W. und M.), die sich da besser auskennen als ich.

      Noah höre ich aber weiterhin einfach als Ami-Namen, also als Kevinismus. Dazu halt dieser schauderhafte, freilich sehr moderne Vokalreichtum… Ich würde nie unterstellen, daß die Eltern eines Noah nun fromme Christen seien.

      Noch was und jetzt nicht im Widerspruch zu Dir: Christian klingt für mich einfach nur dänisch oder norddeutsch. (Obwohl ein guter alter Freund von mir mit österreichisch-bayerischem Hintergrund auch so heißt-)

      Lerne beten Kind und falten fromm die Händ,
      Damit Gott den tollen Christian von uns wend!

      😉

    • Richtig, Christians gibts in Bayern sehr häufig, in allen Altersklassen. Unabhängig von Ausrichtung oder -intensität des christlichen Glaubens.

    • Jäp, hat mir der besagte Kumpan (ein Elternteil aus München, eines aus Wien, geboren Ende der 70er) auch so erzählt. Der Name ist in meiner Generation aber auch in Norddeutschland völlig unauffälig, recht häufig und überhaupt nicht mehr christlich konnotiert. (Das mit den historischen Assoziationen war eher meine Liebhaberei/Spinnerei. 😉 )

      Christoph übrigens, o Maria Theresia, ist hier deutlich seltener und klingt eher schon etwas süddeutsch.

    • Bei den zahlreichen „alten“ Christians, Christines usw., geboren zwischen 1965 und 1985, denke ich auch, dass das einfach eine Modeerscheinung war. Vermutlich ist das heute auch noch so bzw. es geht den Leuten nur um den Klang. Trotzdem finde ich, dass die Bedeutung z.B. von Christian, Kristin oder Christin so offensichtlich ist – offensichtlicher als bei anderen Namen aus christlichem Kontext -, dass man sich dessen bei der Vergabe bewusst sein sollte.

    • Ja, das ist eigentlich bemerkenswert in unseren Tagen der Re-Religiosisierung… Bei den ganzen alten Christus-Derivaten der 70er/80er (Christian, Christin(a|e), Christa, Kirsten…, jeweils mit k oder c) wurde wirklich überhaupt nicht an Religion gedacht.

    • Stimmt, obwohl ich das bei den K-Formen ja sogar in Ordnung finde. Ich habe mal irgendwo gelesen Kristina würde irgendetwas mir Meer bedeuteten. Einen nicht-christlichen Christian finde ich aber trotzdem komisch, auch wenn es meinem Gefühl nach sehr viele davon gibt, immerhin ist das das englische Wort für Christ.

  5. Die Diskussion hat eine ungelöste Frage. Man weiß gar nicht, ob Boris Becker bei der Namensgebung für seine Kinder überhaupt wesentlich beteiligt war. Seine Gefährtinnen haben jedenfalls auf die Vaterschaft von Boris keine große Zukunft gesetzt. Wenn die Partnerinnen von Boris Becker gläubig waren, hat Boris sicherlich ohne großes Nachdenken der frommen Namensgebung zugestimmt. Das sagt nichts über sein eigenes Verhältnis zur Religion.

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    • Tatsächlich ist es mir trotz meiner Namensbegeisterung relativ egal, was die Namen bedeuten (solange es nicht gerade „der Tod“ oder „Scheiße“ ist). Hat ein Name eine schöne Bedeutung ist das positiv, wenn nicht, aber auch egal. Ich würde deshalb auch ohne zu zögern Theo oder Marie vergeben, obwohl ich absolut nicht gläubig bin. Selbiges gilt für Christin – bei gängigen Namen denkt dabei niemand daran, es handle sich um ein Glaubensbekenntnis, und Christina und Co. sind gängig und haben nichts mit der Religion der Eltern zu tun.

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