Man kann nie sagen, dass ein Vorname für immer ausgestorben ist

Experten von Ancestry.de, einer Plattform zur Familienforschung, haben die Vornamen aus historischen Geburtsurkunden der Jahre 1880 bis 1910 analysiert und mit meinen aktuellen Namensranglisten verglichen.


Männer 2015 Frauen 2015
1. Johann (Johannes) Platz 54 (50) Anna Platz 5
2. Karl / Carl Platz 42 Marie (Maria) Platz 8 (67)
3. Wilhelm (Willi) Platz 323 (173) Margareta / Margarete nicht in den Top 500
4. Friedrich Platz 148 Frieda Platz 26
5. Georg / George Platz 188 Elisabeth Platz 86
6. Paulus / Paul Platz 7 Martha / Marta Platz 77
7. Otto Platz 255 Emma Platz 2
8. Hermann / Hermannus nicht in den Top 500 Katharina / Catherina Platz 60
9. Ernst nicht in den Top 500 Gertrud / Gertrude nicht in den Top 500
10. Heinrich Platz 472 Elsa / Ilse / Else Platz 110
11. Hans Platz 333 Barbara nicht in den Top 500
12. Franz Platz 120 Helene / Helena Platz 102
13. Josef / Joseph Platz 153 Johanna / Johanne Platz 16
14. Max / Maximilian Platz 14 (12) Luise (Luisa) Platz 61 (17)
15. Fritz Platz 121 Erna Platz 437

Erläuterungen von Ancestry.de

Einer der angesagtesten deutschen Männernamen gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der Vorname Wilhelm: lange Zeit war er in den Top 10 zu finden – heute würde man sagen, es handelte sich um einen Trendnamen. Auch Hans oder Ernst waren zur damaligen Zeit besonders beliebt. Betrachtet man aber heute die Namensrangliste von 2015, so finden sich Wilhelm und Hans nur noch auf Platz 323 und 333. Ernst ist nicht einmal mehr in den Top 500 vertreten. Ähnliches gilt für Walter, Erich, Rudolf, Eugen, Bernhard oder Herbert. Alle waren um 1900 zumindest unter den Top 50 und sind heute mehr oder weniger vom Aussterben bedroht. Bei den Frauennamen sind es Hertha, Erna, Margarete, Barbara, Wilhelmine, Gertrud oder auch Hedwig, die früher äußerst beliebt waren und heutzutage nahezu keine Beachtung mehr finden.

Prominente Namensträger wie Herbert Grönemeyer, Burghart Klaußner, Margarethe von Trotta, Barbara Schöneberger oder Harry Potters Schneeeule Hedwig sind damit vielleicht die letzten bekannten Persönlichkeiten mit diesen Vornamen. Und unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat gleich zwei der heute seltenen Vornamen in seinem Pass stehen, beide sind nicht mehr in den Top 500 zu finden.

„Natürlich kann man nie sagen, dass ein Vorname für immer ausgestorben ist. Aber es ist interessant zu sehen, wie sich die Geschmäcker verschieben und bestimmte Namen zu bestimmten Zeiten bevorzugt vergeben wurden beziehungsweise werden. Woran die Namentrends festzumachen sind, ist immer schwierig zu sagen. Aktuell relevante Persönlichkeiten und kulturelle Ereignisse spielen mit Sicherheit eine wichtige Rolle. Vermutlich gibt es immer junge Eltern, die sich bei der Namenswahl an Filmen, Schauspielern oder Musikern orientieren und so immer wieder neuen Namen zu einem Aufschwung verhelfen.“
Nikolai Donitzky, Managing Director Deutschland und Osteuropa bei Ancestry

Aber bei weitem nicht alle der früher beliebten Vornamen gehen verloren. Viele haben sich bis heute gehalten beziehungsweise sind sogar wieder Trend: Paul war schon vor über hundert Jahren unter den beliebtesten zehn Namen in Deutschland. Nachdem er in den 50-er, 60-er und 70-er Jahren nur selten vergeben wurde, nahm seine Beliebtheit zu Beginn der 80-er Jahre wieder kontinuierlich zu. Im letzten Jahr war Paul wieder in den Top 10 der beliebtesten Vornamen vertreten. Bei den Mädchennamen sind es Marie oder Emma, die damals wie heute zu den Favoriten zählen. Anna, damals der beliebteste Name überhaupt, schaffte es auch 2015 wieder auf Platz fünf der deutschen Rangliste.

„Wer bei der Namenswahl nicht weiterkommt, sollte vielleicht einen Blick auf die Namen seiner Vorfahren werfen. Das Beschäftigen mit der Familiengeschichte ist nicht nur eine spannende Reise zu den eigenen Wurzeln, sondern kann auch Quelle der Inspiration sein. Denn nicht alle dieser alten Namen klingen oder sind altbacken, zumal es viele Kurzformen und Abwandlungen gibt. Vielleicht stößt man ja unter den Ahnen auf genau den richtigen Namen für den eigenen Nachwuchs und bewahrt so einen traditionsreichen Namen und damit auch ein Stück der eigenen Familientradition vor dem Aussterben.“
Nikolai Donitzky, Managing Director Deutschland und Osteuropa bei Ancestry

Quelle: Pressemitteilung von Ancestry.de

32 Gedanken zu „Man kann nie sagen, dass ein Vorname für immer ausgestorben ist“

  1. Ein Vorname ist wohl erst dann sicher ausgestorben, wenn der letzte schriftliche Hinweis auf seine Existenz verschwunden ist. Ansonsten gräbt ihne irgendwann jemand wieder aus, ich denke da an den westgotischen Namen Alarik, der auf einmal wieder popularisiert wurde.

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  2. Adolf dürfte aber (zu Recht)zu den Namen mit der größten Tendenz zum Aussterben gehören.Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Name auf absehbare Zeit wieder „normal“ wird, auch wenn es einen Trend zu alten Namen gibt.

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    • In diesem Fall finde ich den (bewussten) Bruch einer Tradition richtig und sinnvoll! Wer heute noch Adolf genannt wird, der hat mit hoher Wahrscheinlichkeit Eltern, die diesen Namen aus der „rechten Gesinnung heraus“ wählen.

    • Aus der Argumentation heraus hätte Julius auch nicht so beliebt werden dürfen – weiss jemand was zur Verbreitung dieses Namens in Südeuropa?

      Und viele andere mehr…

      Ich würde Adolf auch bei einer Familientradition nicht als Rufname verwenden, aber als weiteren Namen durchaus mit dieser Begründung verstehen.

  3. Was ich mir wünschen würde, wäre eine Renaissance des Namens Horst. 🙂 Nicht weil mein doofer Vater so geheißen hat, sondern weil ich den knurrig-harten, konsonantenreichen und männlichen Klang mag. Genau das Gegenteil der ganzen Liam-Lias-Leander-Ben-Balla-Lalala-Namen unserer dunklen Tage.

    (Der – aus Funk und Fernsehen wohl bekannte – Historiker Michael Wolffsohn hat Horst in seinem vor so ca. fünfzehn Jahren erschienenen Buch „Die Deutschen und ihre Vornamen“ als Nazi-Namen systematisiert. Wegen Horst Wessel. Das scheint mir aber wenig überzeugend.)

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    • 1. Nenn dein Kind bitte nicht Horst. Prinzipiell finde ich den Namen so mittelmäßig, aber im Moment ist Horst eine Beleddigung. Aber im Prinzib können ruhig auch mal wieder etwas „härtere“ Namen vergeben werden, obwohl ich mich ja eigentlich schon über jeden Benjamin (statt ben oder sogar Benni) freue.

      2. Völliger Schwachsinn, sollen wir gleich alle Namen verbieten, die irgendwer zwischen 33 und 45 getragen hat. Goebbels, Göring und auch Stalin hießen Jose(ph/f), gerade die weiblichen Formen des Namens sind aber meines Wissens sehr beliebt und niemand assoziiert irgendwelche politischen Extreme damit. Und biblische Namen werden auch gerne vergeben, ohne dass sich jemand was dabei denkt (Mia von Maria, Ben von Benjamin, (H)Anna(h) als Mutter Marias, Paul als bedeutendster Apostel)

    • Auch ich sehe Horst nicht als Nazi-Name. Der Name ist schon lange vor den 1930er Jahren in Mode gekommen und erst lange nach den 1940er Jahren unmodern geworden. Bei einem Nazibezug wäre der Verlauf sprunghafter (1933 aufwärts, 1942 abwärts).
      Für eine Renaissance ist es aber noch zu früh, Horst ist noch nicht lange genug unmodern. Frühesten in 20 Jahren hat der Name wieder eine Chance.

    • Also, Wolffsohn (und sein Assi, mit dem er das Buch geschrieben hat und der sicher die Hauptarbeit daran geleistet hat) geht soweit, Namensvergaben als „Demoskopie in vordemoskopischer Zeit“ (aus dem Gedächtnis…) zu empfehlen. Mir schien das (ich habe nur die Einleitung gelesen, und das ist mehr als ein Jahrzehnt her) damals ein bißchen dürr, gerade wegen des Nazizeit-Beispiels. Damals gab es eben schon Wahlen, und der einzige sicher als Naziname auszumachende Vorname dürte (ab Mitte der 20er Jahre) eben Adolf gewesen sein.

      Und gerade auch subjektiv habe ich Horst eben nie als „NS-belastet“ empfunden und war doch erstaunt, derlei bei Wolffsohn zu lesen… Und die statistischen Argumente ziehen natürlich erst recht.

    • Stimmt Jan, du hast recht, offenbar habe ich da was durcheinander gebracht, ich sollte nie wieder abends irgendwas schreiben. (-;

    • Ich finde Horst irgendwie… cool. In meiner Grundschulklasse war ein Horst (Jahrgang 1977), der hieß mit zweitem Vornamen auch noch Ekkehard und war ziemlich pummelig, so dass er nur als „Horst die Wurst“ bekannt war. Er war ein mittelmäßiger Schüler und vor allem bekannt für seine Sauklaue.
      Inzwischen hat der Junge sich aber sowas von gemacht… Mathe und Physik studiert und sich herrlich selbstironisch als DER Nerd präsentiert (natürlich mit schwarzer Brille und Mama-Haarschnitt), dass ich nur sagen kann: Hut ab, aus dem pummeligen, etwas doofen Horst ist ein so starker Charakter geworden, dass ich ihn glatt als Namensvorbild nehmen würde!
      Sprüche wie „ey du Vollhorst“ gehen an ihm einfach vorbei, er fühlt sich davon nicht angesprochen. Er ist einfach Horst und das ist gut so.

  4. HORST
    Gerade ist mir eingefallen, dass das Baby, der „Murkel“ aus Hans Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ auch Horst genannt wurde und im März 1931 geboren wurde.
    Der Roman erschien meines Wissens 1932.
    Ich hab mir darauf die Namen der Figuren mal angesehen, ist doch ganz interessant, was man da findet:
    Emma und Johannes Pinneberg, Mia Pinneberg, Marie und Emil Kleinholz, Elsa Nothnagel, Max (…),
    Holger Jachmann, Joachim Heilbutt
    Karl Mörschel bzw. Puttbreese, Franz Schlüter
    (kein Anspruch auf Vollständigkeit)

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    • Fallada ist bis auf „Bauern, Bonzen und Bomben“ leider an mir vorbeigegangen.

      Ich mußte vorhin lachen, als ich das mit „dem Murkel“ gelesen haben. „Murkel“ kenne ich aus bestimmten (nicht linken) politischen Zirkelchen als Schmähnamen für Angela Merkel – wie zum Beispiel auch „das Merkel-Wesen“.

      Echt, damals gab’s in D auch schon Mias?!

    • Ja, musst du mal lesen, war bei Erscheinung ein Bestseller, weil sich die kleinen Leute in der Geschichte wiederfanden, wurde mehrmals verfilmt; sowohl ich damals als auch meine Tochter vor wenigen Jahren haben das Buch in der Schule gelesen, es zeigt sehr gut das normale Leben der kleinen Leute in der Weltwirtschaftskrise und dem aufkommenden Nationalsozialismus, mit ihrer bescheidenen Lebensweise,den Alltagsproblemen, der drohenden Arbeitslosigkeit, ist aber kein politisches Buch, liest sich leicht.

      Fallada hat grad eine gewisse Renaissance, „Jeder stirbt für sich allein“ wurde 2009 ins Englische übersetzt und als Roman über den Widerstand in der NS-Zeit (wieder-)entdeckt.

      Ja, die Mia Pinneberg (das ist sogar die Mutter von Johannes,dem „Kleinen Mann“, also schon bißchen älter)ist allerdings nicht gerade positiv besetzt, eine „Lebedame“ hart an der Grenze zur Puffmutter. Emma ist Johannes‘ Frau; Marie und Emil sind Vater und Tochter, er hat eine Getreidehandlung in einer Kleinstadt, Elsa und Max trifft Johannes im Freikörperkultur-Verein, die es damals ja schon gab.

    • Jäp, ist ’ne Bildungslücke bei mir, die ich bei Gelegenheit unbedingt mal schließen sollte. 🙂

      In „Bauern, Bonzen und Bomben“ geht es übrigens um die schleswig-holsteinische „Landvolkbewegung“ der 20er Jahre – damals konnten auch Bauern noch zu Terroristen und Bombenlegern werden. 😉 Daß man Bauern freilich nicht idealisieren oder heroisieren sollte, hatten wir ja vor ein paar Tagen schon mal.

    • Ja, ich kenn das Buch, hab etliches von Fallada gelesen.
      Der hieß eigentlich Rudolf Ditzen, seine Frau hieß Anna und wurde Suse genannt :-), seine Kinder Uli, Lore und Achim – nur der Vollständigkeit halber

    • Finally zu HORST:
      So heißt unser bayrischer Ministerpräsident 🙂
      wobei das der Namenshäufigkeit wohl nicht zugute kommt.

  5. Unser Sohn (fast 3) heißt Wilhelm. Wir haben lange überlegt, ob wir das machen können… Zwar gibt es im Moment den deutlichen Trend zu alten Namen, aber Wilhelm ist trotzdem ungewöhnlich. Bisher ist mir noch kein weiterer kleiner Junge mit dem Namen begegnet.
    Das „Feedback“unserer Umgebung ist gemischt, aber ich bin sehr glücklich mit unserer Wahl. Ich hoffe, er später auch. 😉
    Den Namen gibt es in früheren Generationen unserer beiden Familien (eben weil er früher so häufig war), insofern ist er nicht nach einem bestimmten Vorfahren benannt.
    Sein Zweitname ist Alexander, nicht nach dem niederländischen König, sondern nach seinem Papa.

    Seine kleine Schwester heißt Friederike Cecilie. Friederike einfach so, Cecilie u.a. nach meiner Oma, darum auch die Schreibweise.

    Also ich finde auf jeden Fall, dass es sich lohnt, nach den Namen der Vorfahren zu schauen.

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    • Schön!
      Gerade Jungennamen sollten nicht zu weich und modisch sein, ich denk mir immer, im „schlimmsten“ Fall wird das Kind mal Vorstandvorsitzender eines börsennotierten Unternehmens und heißt dann Aaron-Curtis Obermeier, Bayley-Blue Hinterberger oder Lemalian-Basil Wurzlhuber. ;-D
      Man muss sich bei der Namensvergabe immer auch einen erwachsenen Menschen mit dem geplanten Namen vorstellen, nicht nur ein kleines Baby, für das manchmal ein Name am Anfang wirklich ein bißchen „schwer“ sein kann.
      Aber der Mensch ist längere Zeit erwachsen als dass er ein Kind ist!

    • Schöne Namen!!

      Ich kenne gaaanz viele kleine und auch schon größere Wilhelms, ich finde den sehr häufig (in berlin, in MeckPomm). So häufig, dass meine Mutter mir verbat, ihn zu vergeben 😉

      Wenke

  6. @Wenke: Tatsächlich? Das ist ja wirklich interessant! Wir sind hier am Rhein, und ich kenne wie gesagt sonst kein Kind, das so heißt.
    Aber Knud hat ja auch schon festgestellt, dass der Name sich im Aufwärtstrend befindet und den Eintrag bei „Wilhelm“ entsprechend editiert.

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    • Ja, tatsächlich 🙂

      Namenmoden entstehen im Norden und arbeiten sich nach unten vor. Mein Sohn heißt Hugo, der ist hier im Kommen, aber für meine süddeutsche Verwandtschaft sehr speziell und uralt. Während ich widerum dort gängige Kinder und Kleinkindnamen „ältlich“ finde, Robin z.B., so heißen hier allenfalls Mittzwanziger.(der ist aber auch selten bei uns).

      Wenke

    • „Namenmoden entstehen im Norden und arbeiten sich nach unten vor.“

      Ist das tatsächlich so, dass Namensmoden immer im Norden entstehen und nach Süden wandern? Gibt es da irgendwelche Untersuchungen dazu oder ist das nur „gefühlt“ so?

  7. Mich würde nur mal interessieren, wie Franzosen auf den Namen Hugo reagieren. Eben weil er da so ein ehrwürdige Tradition hat, aber eben auch antikepublikanisch konnotiert sein dürfte.

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