19 Gedanken zu „Soll man Vornamen mit Bindestrich vergeben?“

  1. Warum denn nicht? Ich mag die meisten nicht sonderlich, aber eine Eva-Maria, Anna-Lena oder Marie-Luise finde ich recht hübsch. Mir fällt nur auf, dass ich keine männlichen Bindestrich-Namen mag. Aber Bindestriche grundsätzlich ablehnen, warum denn nur?

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  2. Zu Punkt 2 der „Bindestrich-Gegner“:
    Ist es wirklich erlaubt und rechtsmäßig, mit seinem Zweitnamen zu unterschreiben?
    Ein Max Pepe Müller darf also mit Pepe Müller unterschreiben? 🙂 Das wusste ich noch gar nicht! 🙂

    Meine Meinung:
    Ich finde Bindestriche in Ordnung, solange der Name dadurch nicht zu lange wird, nicht zu außergewöhnlich wird und solange auch beide Namen gesprochen werden. Meine Freundin beispielsweise heißt offiziell Lena-Marie, wird aber seit ihrer Kindheit an von allen nur Lena genannt, auch von ihren Eltern. In diesem Fall finde ich den Bindestrich sehr unnötig.

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  3. Rein subjektiv und auch ohne jede quantitative Untermauerung: In meinen Ohren klingen männliche Bindestrichnamen grundsätzlich etwas anders als weibliche – nämlich im unersprießlichen Sinne altbackener.

    Wenn ich einen männlichen Bindestrichnamen sehe, fühle ich immer noch die etwa zwischen 1920 und 1960 so oft vergebenen Namen à la Bernd-Uwe, Heinz-Werner, Hans-Dieter, Karl-Otto etc. durch – und zwar schlägt diese Assoziation auch bei an sich modischen Einzelbestandteilen durch, also bei Konstruktionen wie Max-Pepe, Julian-Beppo oder Leon-Mius.

    Nebenbei: Mein Lehrer hatte bzw. hat einen Bindestrichnamen und ein anderer Prof, bei dem ich viel gehört habe, auch – beide übrigens mit leichtem bis deutlichen welfischen Beigeschmack.

    Bei weiblichen Doppelnamen empfinde ich das komischer nicht so, vielleicht (!) weil Mädchen im nämlichen Zeitraum eher mit Zusammenziehungen wie Anneliese, Rosemarie oder Heidelinde bedacht wurden als mit Bindestrichnamen?

    Marie-Louise klingt für mich nach Rokoko, Eva-Maria nach schwarzgekleidetem Künstlervolk und Anna-Lena halt nach Lehrerkind.

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    • Das ist interessant, ich habe mich schon gefragt, in welchen Ländern Bindestrichnamen noch populär sind, in den englischsprachigen ja eher nicht. Wer weiß weitere?

    • In Schweden wird vermutet, dass Doppelnamen wieder mehr Anklang finden.
      Dieser Artikel basiert das darauf, dass Vornamen in Drei-Generationszyklen wiederkämen und eben vor drei Generationen Doppelnamen in Mode waren.
      Trendbrechend sei der Name Carl-Johan, der nie an Beliebtheit verloren hätte.
      Interessant fand ich, dass die Eltern von James-John und Julia Mary-Lou um den Nachnamen der Kinder gepokert haben.

      http://na.se/familj/1.2351256-dubbelnamn-kan-vara-pa-ingang-igen

    • Die Wiederkehr in Drei-Generationszyklen (oder vier?) kennen wir auch in Deutschland. Allerdings sind es nur einige Namen, die wieder in Mode kommen, nicht alle. So kann es auch in Schweden sein, dass gerade die Doppelnamenmode ausgelassen wird. Ich würde jedenfalls nicht darauf wetten.

  4. Was ich immer besonders seltsam finde (und Annemarie spricht dies ja an) sind Bindestrichnamen, die offensichtlich angelsächsisch wirken sollen, es aber gerade wegen dem Bindestrich nicht tun–eben, wie von Annemarie erwähnt, Mary-Jane, oder Sarah-Lynn oder Danny-Joe. Bei letzterem fiktivem Beispiel kommt noch etwas hinzu–in den Babynamen der Woche sieht man immer wieder, wie deutsche Eltern angelsächsische Spitznamen wie Tom, Billy, Danny, Joe, usw. als Vollformen vergeben, obwohl amerikanische oder britische Toms, Billys, Dannys und Joes mit großer Wahrscheinlichkeit offiziell Thomas, William, Daniel und Joseph heißen. Deshalb finde ich auch die Ben-Mode in Deutschland etwas lustig–der amerikanische Einfluss ist hier offenbar, aber nur wenige Amerikaner würden ihren Sohn offiziell Ben statt Benjamin nennen, obwohl praktisch jeder Benjamin Ben gerufen wird. Ben Affleck und andere Celebrities heißen praktisch alle natürlich eigentlich Benjamin. Und dann noch Ben mit Bindestrich, als Ben-Joel oder Ben-Luca–da ist der amerikanische Import dann bis zur Unkenntlichkeit umgestaltet….

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    • Ich finde es weder lustig noch verwerflich, wenn in Deutschland kulturelle Einflüsse aus anderen Ländern aufgenommen werden. Wenn die fremden Einflüsse (hier: Vornamen) dabei nicht kopiert werden, sondern an die einheimische Kultur angepasst werden, mag ich das nicht verurteilen.

      Es ist ja keineswegs eine neue Mode, dass sich internationale Vornamen in Deutschland etablieren. Ist es wirklich besser, wenn angelsächische Vornamen unverändert in Deutschland vergeben werden als wenn diese an die Vorlieben hier (z. b: Kurzform bevorzugt, andere Aussprache) angepasst werden?

    • Tja, merkwürdiges Thema… Einerseits ärgert man sich über die Leichtfertigkeit, mit der die Deutschen (und sagen wir es doch offen: die deutsche Unterschicht) Anglizismen verwenden – andererseits kann man doch fast schon wieder stolz sein auf die Kreativität, die auch dabei noch durchscheint. Sollen sich die Eltern der D(a|e)nnys, Kims, Bens, Tims, Toms etc. denn wirklich erst einmal im US-amerikanischen Konsulat oder bei irgendwelchen englischen Muttersprachlern erkundigen, was sie das als Vollnamen eintragen lassen sollen? Oder ob es „Sarah-Lynn“ nun in Amiland gibt oder nicht?

      Es ist vielleicht ein bißchen wie mit dem seit mindestens anderthalb Jahrzehnten legendenumwobenen Pseudo-Anglizismus „Handy“: einerseits peinlich, andererseits in seiner kreativen Unverfrorenheit auch wieder ganz wohltuend…

      Und wenn man gar als Deutscher anfängt, sich die Aussprache von englischen Wörtern von britisch-englischen Muttersprachlern (am besten noch solchen aus Essex oder Newcastle upon Tyne) erklären zu lassen, endet man irgendwann wie Lena Meyer-Landrut, die zu ihrem Gezappel eine pseudo-authentische englische Aussprache affektiert. Dann wirklich schon lieber nach eigenem Gusto.

      Meines Erachtens – und das ist jetzt wirklich meine sprachpolitische Meinung, die niemand zu teilen braucht – gilt es Anglizismen zu bekämpfen – aber sicher nicht zugunsten „richtiger“ Übernahmen aus dem amerikanischen oder ‚britischen‘ Englischen.

    • Knud,

      Ich glaube, mein Ton drückt nicht wirklich Verwerfung oder Verurteilung aus, oder? Seltsam wirkt es auf mich, und auch etwas lustig–das stimmt. Das kommt eben daher, dass ich frisch aus den USA in eine Kultur komme, die die amerikanische Kultur auf oft sehr unamerikanische Weise nachahmt–was ich manchmal charmant, oft aber auch etwas holprig finde, und ja, zugegeben auch oft nervig, was aber nicht als absolutes Werturteil gemeint ist. Jedenfalls empfinde ich den Unterschied zwischen „Urform“ und Umformung sehr deutlich. (Ich weiß, dass Urform kein wirklich legitimes Label ist.)

    • @Jan:

      Bin auch immer ein Verfechter der eigenen kulturellen Tradition. Mir gefällt Deutschland am allerbesten in den Bereichen, wo die tieferen kulturellen Wurzeln sich noch ganz klar zeigen. Z.B. wenn ein Garten Kirsch- und Zwetschgenbäume hat statt Gingkos. USW. Was Namen angeht, da sind gerade die althergebrachten meine Favoriten.

    • Mark,

      ich denke, wir sind uns im Grunde einig oder zumindest nicht ganz weit auseinander (abgesehen davon, daß Deine Perspektive zwangsläufig eine andere ist als meine eigene „monokulturelle“): Die Sache/Masche mit den Pseudo-Ami-Vornamen ist teils lächerlich, teils amüsant, teils ärgerlich, teils rührend.

      Freilich bliebe ich dabei, daß diese Vornamen heute auch eine bestimmte „Funktion“ erfüllen, nämlich die der (Selbst-)Stigmatisierung der Unterschicht – und das meine ich nicht erst, seit vor einigen Jahren diese Diplomarbeit einer jungen Dame Aufsehen erregt hat, die meinte feststellen zu können, daß Grundschullehrerinnen Kevins verdachtsweise für blöder halten als Philipp Alexanders… Daher meine ich, daß hier in der ein oder anderen Form gegengesteuert werden muß/sollte.

      Z.B. wenn ein Garten Kirsch- und Zwetschgenbäume hat statt Gingkos. USW.

      Hübsches Bild! 🙂

      Zum Ginkgo darf Goethe nicht fehlen:

      Dieses Baums Blatt, der von Osten
      Meinem Garten anvertraut,
      Gibt geheimen Sinn zu kosten,
      Wie’s den Wissenden erbaut.

      Im hiesigen botanischen Garten gibt es übrigens zwei, sehr große mehr als 150 Jahre alte Ginkgo-Bäume – sooo fremd ist der hier auch nicht mehr. 😉

      Und zu den Obstbäumen Franz Josef Degenhardt:

      Kommt an den Tisch unter Pflaumenbäumen,
      Der Hammel ist gar überm Lauch.
      Paprika soll uns im Hals brennen
      Und der reife Kartoffelschnaps auch.

      😉

    • Ich finde bei Bindestrichnamen kommt es wirklich drauf an. Es gibt ja bekannte Klassiker auf die man mMn durchaus zurückgreifen kann. Da fallen mir tatsächlich auch eher weibliche ein. Bei Männernamen entweder total verstaubte wie Karl-Heinz oder extrem neumodische wie Ben-Luca. Aber ob man jetzt Annemarie oder Anne-Marie schreibt, empfinde ich als persönliche Geschmackssache. Heutzutage werden jedoch teils Doppelnamen gezieltet, die weder klassisch, noch rhythmisch sind und dazu noch viel zu lang und ja oft „kevinistisch“ anmuten. Ich glaube auch, dass bis auf wenige Klassiker, die vermutlich immer gehen, diese jetzt so modernen Doppelnamen auch in einigen Jahrzehnten furchtbar alt und verstaubt klingen werden.

      Das Interessante ist ja, dass in Deutschland ja nichtnur die englischsprachige (überwiegend amerikanische) Kultur auf typisch deutsche Weise „kopiert“ wird, sondern auch die französische (obwohl diese inzwischen nur sehr begrenzt), wie auch die skandinavische. Wie man nichtnur an der Namensgebung wie Finn und Nils und Svea etc. pp. merkt, sondern eben auch an IKEA und weiteren Phänomenen. Mein Onkel ist Schwede und es war von daher nicht schwer für meine Tante und meinen Onkel typisch schwedische Namen zu finden, die auch problemlos in Deutschland gehen. ;-))

      Nun, englischsprachige Namen zu vergeben ist sehr stigmatisiert wie jeder weiß, so wird es ein kleiner John-Jay (kenne da einen) durch seinen Namen vermutlich schwerer im Leben haben. Bei französischen Namen ist es jedoch interessanterweise sehr durchwachsen und da kommt es darauf an, wann dieser „import“ in die deutsche Namenskultur stattgefunden hat. So kann man bspw. Charlotte problemlos vergeben und ist sogar Emilistisch, Chantal hingegen Kevinistisch. Mit nordischen Namen ist es wieder ganz anders. Solange sie nicht zu umständlich sind, kann man diese interessanterweise so gut wie immer importieren, ohne dass es einen gesellschaftlichen Aufschrei gäbe und selbst die Oberschicht bedient sich gelegentlich dieser.

  5. wie auch die skandinavische. Wie man nichtnur an der Namensgebung wie Finn und Nils und Svea etc. pp. merkt, sondern eben auch an IKEA und weiteren Phänomenen.

    Haha, ja, kann sein! :mrgreen:

    Vielleicht ist das ein wechselseite Abfolge von halbwegs freundlichen Invasionen?

    – Im 17. Jahrhundert das Eingreifen Gustavs II. Adolf in den Dreißigjährigen Krieg – „der Löwe aus Mitternacht“.

    – Im 18./19. Jahrhundert dann die kulturelle Prägung Skandinaviens durch Deutschland – schon durch die Bedeutung der lutherischen Theologie. Frakturschrift wurde bekanntlich außerhalb Deutschlands nur in Skandinavien verwendet. Und umgekehrt die begeisterte Rezeption skandinavischer Schriftsteller gerade in Deutschland.

    – Und nun eben seit den 1960ern: Nils-Sven-Björn-Knut-Namen, Astrid Lindgren, Mankels-Dingeskirchen-Schwedenkrimis, andere Schwedenfilme wie seit den 60ern die von Ingmar Bergman, IKEA, Abba etc.

    😉

    Hm. Als Junge in den 70ern und als junger Mann in den 80ern habe ich viel Zeit in öffentlichen Bibliotheken verbracht. Die Tatsache, daß man da zwischen den Regalen frei herumlaufen und schmökern konnte, geht auf skandinavische Vorbilder zurück. Es gab natürlich in Deutschland schon vor 1945 Volksbüchereien – da hatte man als Benutzer aber keinen Zugang zu den Regalen, sondern mußte sich von einem Bibliothekar hinter einem Tresen „beraten“ lassen. Die heutige Stadtteil-Bücherei o.ä. ist somit auch ein Kulturimport aus Schweden.

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