A-Allergiker und Fritzchen-Freunde

Ich habe eine neue Theorie, weshalb Sophie und Marie als Zweitnamen so unglaublich abräumen. Na ja, weltbewegend ist sie nicht, aber ich habe nun schon häufiger gehört, dass zwei auf -a endende Namen hintereinander als unschön empfunden werden. Und da heute enorm viele populäre Mädchennamen mit -a enden, wäre das doch nur ein logischer Schluss (obwohl es natürlich Zweitnamen auf -a gibt, keine Frage!). Untermauert wird das Ganze noch durch in einer weniger klassisch geprägten Ecke gängige Zweitnamen wie Joy, Jolie, Jolien oder überhaupt alles auf -een.


Ich selbst kann am Doppel-a nichts Schlimmes finden – wenn sich Erst- und Zweitname nicht gerade reimen (Gloria Viktoria – widewidewitt bum bum). Es kann auch problematisch sein, wenn auf ein -a am Ende des Erstnamens ein A- am Beginn des Zweitnamens trifft (Mia Allegra – Miaallegra?!). Aber am Ende kommt es doch immer auf den Einzelfall und die Melodie eines Namens, auch zusammen mit dem Nachnamen, an. Finde ich.

Des Weiteren habe ich gerade mal wieder erlebt, wie emotional es beim Thema Namen zugehen kann – und wie viel das Ganze auch mit dem Wunsch, sich zugehörig zu fühlen, zu tun hat. Natürlich im Netz, wie sollte es anders sein. Und zwar ging es um den Namen Fritz. Klar gab es da irgendwann mal die Fritzchen-Witze und Fischers Fritze. Dennoch hätte ich nie gedacht, dass dieser Name – immerhin derzeit auf Platz 131 – noch so ein enormes Aufreger-Potenzial hat: „Eine Strafe für das Kind“ – so wurde auf die Ankündigung einer Schwangeren, sich für Fritz entschieden zu haben, reagiert. „Damit wird er es nicht leicht haben“, „Denkt an das Kind und nicht an euch“. Und das in Zeiten von Paul (Platz 3), Emil (Platz 23) und Karl (Platz 56) oder auch ähnlich frech anmutenden kleinen Oskars (Platz 26), Pepes (Platz 104) und Fietes (Platz 204).

Aber es kommt eben immer darauf an, wen man fragt. In diesem Fall war es eine Community, in der sonst viel über Namen sinniert wird, die für die werdenden Omas, künftige Kindergärtnerinnen, ja, und auch für mich schwer auszusprechen sind. Da steht man dann mit einem kleinen Grüppchen von Fritz-Freunden recht verloren herum, während andere sich über ihren so ganz anderen Favoriten mit eingebasteltem Ypsilon verbal und mit reichlich Emoticons High Five geben. Aber vielleicht ist das auch ganz in Ordnung so. Einen Namen für sein Kind zu wählen kann eben auch bedeuten, dass man für sich selbst eine Antwort darauf findet, wem man sich zugehörig zeigen möchte. Und wen man gerne etwas schockt …

15 Gedanken zu „A-Allergiker und Fritzchen-Freunde“

  1. Mal wieder ein sehr lesenswerter und amüsanter Artikel ! 🙂

    Ich würde einem Kind zwar auch nicht den Namen Fritz geben, doch würde ich ihn niemals als Strafe für das Kind betrachten. Wieso auch? Neben Paul, Philipp, Anton, Hannes, Theo und Co. reiht er sich doch problemlos in die klassische Schiene ein.

    Für meinen Geschmack sind gewollt anders geschriebene (englische) Namen eher problematisch. Aber es stimmt: „es kommt eben immer darauf an, wen man fragt.“

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  2. Mir scheint, in diesen Communities verkehren nur noch 16 – 25 jährige, deren Leben, neben Kinder zeugen und kriegen nur aus dem Computer und dem Smartphone besteht.
    Das Thema hatte ich gerade mit meiner Arbeitskollegin, deren Halbbruder im April zum 1. Mal Vater wird und sich mit seiner Freundin in verschieden Neueltern- Foren und co. angemeldet hat. Beide sind noch recht planlos, in welche Richtung es gehen soll, aber sie amüsieren meine Kollegin 1x wöchentlich über die neusten Namensdiskussionen. Und da sind wir darauf gekommen, das die alle noch recht jung sein müssen. Die Art, wie sie schreiben schliesst auch darauf.

    Ich finde, es kommt auf die Namenskombinationen an, ob das mit dem gleichen Endbuchstaben des Erstnamen und dem Anfangsbuchstaben des Zweitnamen passt oder nicht.
    Ich kenne eine Namensvetterin, die allerdings noch drei weitere Namen hat, die sich nach mehrfachen lesen und sprechen fliessend anhören.Sie heisst: Katerina Anastasia Sophie Elisabeth.

    Anne Ella oder Maja Maria Anna sind da schon „unschöner“.

    Schöner Artikel, der zeigt, das auf den unterschiedlichen Sites im Internet auch unterschiedliche Namen als Aufreger angesehen werden.
    Geschmäcker sind halt verschieden – und das ist ja auch gut so. =)

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  3. Ein sehr guter Artikel! 🙂
    Ich ende auch mit zwei a-Endungen (zumindest verbal), das finde ich aber nicht schlimm, da es auch durchaus schön klingen kann. Bin zumindest froh, dass ich nicht Hannah Sophie oder Hannah Marie heiße 😀
    Weniger schön finde ich, wie geschrieben, wenn der letzte Buchstaben des Erstnamens mit dem ersten des Zweitnamens (oder Nachnamens) beginnt, weil man das einfach nicht flüssig sprechen kann! Emil Lutz kenne ich, oder einen Lars Simon Seher – da ist es dann egal, ob mit oder ohne Zweitname, Lars Simon und Lars Seher spricht sich beides schwer.

    Aber natürlich möche ich niemanden verurteilen, ich kann natürlich auch teilweise verstehen, dass man ungerne einen anderen Namen aussucht, wenn man den Traumnamen schon gefunden hat, obwohl dieser dann eben nicht 100%ig zum Nachnamen (oder Zweitnamen) passt.

    Zu Fritz, damit kann ich mich auch nicht richtig erfreuen, generell würde ich aber alle Namen wie Emma, Frida, Greta, Karl, usw… nicht vergeben, da sie mir einfach zu sehr in Mode sind und in 6 Jahren sitzen in jeder Klasse Kinder mit diesen Namen 😉 Ich finde die Namen keinesfalls schlimm (auch Fritz nicht!), aber die Häufigkeit stört mich einfach. Wobei ein Fritz wohl auch in der Zukunft eher selten bleiben wird, von daher… 🙂

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  4. Auch ich empfinde Sophie als einen Namen, der sich besonders harmonisch an die meisten Namen anpasst. Das trifft natürlich insbesondere a-Namen, aber eben auch alle anderen Vokale (außer i natürlich). Insofern verstehe ich auch die Wahl der Eltern, Sophie als ZN zu nehmen. Allerdings kenne ich inzwischen soooo viele ZN-Sophies, dass er nun wirklich nicht mehr für mein Kind in Frage kam.

    Zum Fritz-Thema: Ich selbst kenne einen kleinen Fritz, zu dem der Name ganz hervorragend passt und der überhaupt kein Problem damit hat. Ich habe auch noch nichts Negatives im Umfeld über seinen Namen gehört. Ich denke es stimmt, dass bei der „alte/klassische-Namen-Fraktion“ Fritz eher gut ankommt und bei der jüngeren Generation noch etwas Befremden ausslöst. Wundert mich auch nicht. Wäre ich eine junge Mutter, Anfang zwanzig, geworden, hießen meine Kinder vielleicht auch anders. Da sagten mir auch „trendigere“ Namen zu und bei „Fritz“ hätte ich damals sicher merkwürdig geschaut. Das hat sich inzwischen wieder zu den Klassikern verschoben. Vielleicht sollte man die jüngeren Communities in 15 Jahren noch einmal fragen.

    Etwas problematisch sehe ich das häufige „Namens-Bashing“ im Internet bzw. in so manchen Communities. Da fallen doch schon viele schlimme Worte. Jeder sollte zwar seine Meinung sagen dürfen, tue ich ja auch, aber doch noch mit Respekt und Anstand. Daran fehlt es mir doch in einigen Foren. Für seinen Namen kann niemand etwas.

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  5. Ich sehe es auch so, dass Sophie und Marie als Zweitnamen einfach besonders gut klingen und es kaum weitere, ähnliche klingende Vornamen gibt (mir fällt nur Julie ein). Darum sind diese Namen als Zweitnamen so beliebt.

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    • Eine andere These, warum Marie und Sophie als Zweitnamen so beliebt sind: die Betonung auf der letzen Silbe. Der Name als Ganzes spricht sich einfach sehr flüssig. Und das -i zieht den Ton nach oben, was positiv und optimistisch klingt.

      (Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Marie und Sophie auf der letzen Silbe betont werden. Meine Ur-Ur-Großmutter hieß Marie und das wurde auf der *ersten* Silbe betont.)

  6. Danke Herr Bielefeld für Ihren netten Hinweis bezüglich der Häufigkeit von Namen! Ich bin eine interessierte Leserin dieser Seite und hatte mich vor einiger Zeit schon einmal zu Wort gemeldet. Wir haben einen langen und seltenen Nachnamen. Daher kam von Anfang an eher ein „einfacher“ und kurzer Name für unser Kind in Frage. Ich hatte es schon bei meiner letzten Wortmeldung erwähnt, andere Lieblingsnamen kamen in unserem Umfeld weitaus häufiger vor, obwohl sie sehr viel weiter hinten in der Statistik auftauchen. So wurde unsere Tochter zu einer Emma. Ein kurzer, klassischer und zum Nachnamen harmonisch klingender Name. Ich bin übrigens eine ältere Mutter und hatte schon vor zwanzig Jahren eine Vorliebe für „alte“ Namen. Als ich damals verkündete, eine eventuelle spätere Tochter Greta nennen zu wollen hat mich mein Umfeld für verrückt erklärt. Nun Greta ist immer noch ein Lieblingsname von mir, aber man sucht Namen nun einmal idealerweise zu zweit aus. Was bin ich denn nun? Eine Trendsetterin, weil ich heute bereits eine zwanzigjährige Tochter mit dem Namen Greta haben könnte oder bin ich einfallslos und wenig kreativ, weil mein Kind einen beliebten Namen trägt? Übrigens- ich arbeite im künstlerischen Bereich, sollte man da mehr von mir erwarten? Ich formuliere das jetzt einmal ganz bewusst überspitzt!

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  7. Interessanter Artikel. Es gibt jetzt so viele verschiedene und entgegengesetzte Trends, dass man manchmal das Gefühl hat, die Welt der Namensgebung ist jetzt so eine Art Cliquenwelt–bin ich nun Klassikfan, der dem Bildungsbürgertum nachtrauert, bin ich Nordik-Fan, halte ich es mit dem sonnigen mediterranen Süden, oder bastele ich Ultrakreatives selbst zusammen? Bin ich medien- und celebrity-orientiert? usw. Namenswahl hat jetzt was von Lebensstilbekundung. Noch in den 1970ern, als fast alle Leute gängige Namen wie Susanne, Christian, Stefan und Petra vergaben, war das ganz anders.

    Heute ist es wirklich so, dass man Communities bewusst wählt wo man früher einfach Teil der Allgemeinheit war.

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  8. Da alles schon gesagt wurde, was auch meine Meinung darstellt, möchte ich nur meinen Gedankenblitz kurz in den Raum werfen.

    Vielleicht kann man diese modernen Namensliebhaber den Namen Fritz durch eine andere Schreibweise zugänglich machen: Frytz, Phryz oder so. Würde mich interessieren, was diese Leute dann dazu sagen.

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