Bestrickend schön

So mancher dokumentiert seine Liebe zu seinem Kind und speziell zum ausgewählten Vornamen heute mit einem Tattoo. Was ich zumindest erträglicher finde als tätowierte Kleinkind-Porträts. Aber würde ein Kettchen frei nach Thomas Anders nicht denselben Zweck erfüllen wie diese Liebesbekundung, die womöglich schmerzhafter ist als die Geburt? Und noch wichtiger: Was sagt später Sohnemanns erste Freundin, wenn sie auf der Brust ihres Liebsten zwar kein „Mama“-Tattoo vorfindet (natürlich nicht!), aber dafür sein Name „forever“ gut sichtbar auf Muttis vor sich hin alterndem Unterarm prangt?


Auch schon gesehen: LKW-Fahrer, die die Namen ihrer Lieben gut sichtbar in der Windschutzscheibe spazieren fahren. Würde ja auch komisch aussehen, so ein schnöder Babynamensaufkleber hinten auf einem Monster-Truck! Und dann ist mir noch die folgende Variante begegnet, bei einem Häuschen im Niedersächsischen:

Anna und Katharina auf Gardinen

Ich bin keine Handarbeitsexpertin, aber ich glaube, das nennt man Filethäkelei? So klassisch wie die Technik sind auch die Namen, die sowohl die Häuserfront schmücken als auch für Sichtschutz sorgen: Katharina und Anna. Eine stimmige Kombination für Schwestern, finde ich: klanglich verbunden durch den vorherrschenden Vokal a sowie die Endung -na, aber auch voneinander abgesetzt durch die unterschiedliche Silbenzahl. Obwohl beide Namen heute noch gut in den Charts dabei sind – Katharina verpasst die Top 50 knapp um vier Plätze, Anna thront auf Platz 5 –, tippe ich mal, dass die Töchter des Hauses in diesem Fall in den Nuller oder sogar den späten 90er Jahren geboren wurden. Im Jahr 2000 stand Katharina auf Platz 15 und Anna sogar auf Platz 1.

Viel älter dürften die beiden aber auch nicht sein, sonst hätten sie ihre Mutter vermutlich schon zum Abhängen der liebevoll gearbeiteten Fensterdeko bewegt: „Mama, du bist echt peinlich!“

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