Was haben sich Klodelles Eltern nur dabei gedacht?

Eigentlich lautet einer meiner liebsten Ratschläge an Namenssuchende: Macht es Euch durch allzu viele Ausschlusskriterien nicht unnötig schwer. Es ist ja sehr löblich, wenn man seine Wahl gut durchdenkt. Aber es gibt solche Experten, bei denen vor lauter „Ja, aber …“ am Ende kaum ein Name bestehen kann. Oder bei denen nur blässliche Nummer-sicher-Lösungen durchkommen, gegen die niemand etwas haben kann, die bei den Eltern in spe aber auch nichts zum Klingen bringen und nur Kompromiss bleiben.


Welche Ausschlusskriterien richtig und wichtig sind und ab wann es zu viel wird, ist natürlich ganz individuell. Ich persönlich werde stutzig, wenn Namen wegfallen, weil „der Kater meines Chefs“ oder „das Kind meiner Vereinskollegin (mit der ich eigentlich nichts weiter zu tun habe)“ so heißen. Wenn bei einem Nachnamen mit S sämtliche auf -s endenden Vornamen kategorisch gestrichen werden, „weil das zu sehr zischt“, ohne Rücksicht auf die jeweilige Sprechmelodie. Oder wenn uralte Außerirdischen-Filme bemüht werden, um zu erläutern, warum es in Familie Thomsen keinesfalls einen kleinen Emil oder eine Elisa geben könne: „E.T. als Initialen – das ist doch eine Lachnummer“.

Vor eigentlich nicht sehr naheliegenden Verulkungsmöglichkeiten fürchten sich viele ganz besonders. Ich entgegne dann gern, dass die Zeitspanne, in der entsprechende Witze gemacht werden, ja eher kurz sei – Kindergartenkinder sehen den Gag noch nicht, und nach der Pubertät ist es mit Namens-Jokes größtenteils schon wieder vorbei. Wobei Grundschüler und Teenager die Anspielung, vor der sich ihre Eltern fürchten, oft nicht einmal verstehen (und stattdessen vielleicht auf zum Zeitpunkt der Namensvergabe unmöglich erahnbare Scherze kommen).

Brücke im Dschungel © platynus - Fotolia.com

Aber keine Regel ohne Ausnahme. Bei einem Berufsstand lebt der Pennäler-Humor nämlich weiter: bei den Gag-Schreibern fürs Fernsehen. Und das offenbar, weil viele doch irgendwie immer noch über solche Spielchen grinsen können. So wurde gestern beim Auftakt des diesjährigen RTL-Dschungelcamps aus der semiprominenten Kandidatin und hauptberuflichen Soap-Darstellerin Claudelle Deckert von den Moderatoren lustvoll „Klo-Delle“ gemacht, passt ja auch gut zu den ekligen Dschungelprüfungen. Was man fortan schwer aus dem Kopf bekommt (nur gut, dass nicht auch noch Claudines oder Chloes vor Ort sind). Im Vorjahres-Camp wurden unzählige Jux-Varianten der Namen der Kinder von Uwe Ochsenknecht durchgespielt, die – im Ernst – Wilson Gonzalez, Jimi Blue und Cheyenne Savannah heißen. Ich fand allerdings die Verdrehung des Vaternamens am lustigsten: Ochse Uwenknecht.

Was lernen wir daraus? Wenn Sie selbst „Promi“ sind oder jedenfalls für Ihren Spross entsprechende Ambitionen oder Ahnungen haben: Stellen Sie ihn nicht selbst in die Schusslinie professioneller Spaßvögel. Denken Sie noch mal darüber nach.

17 Gedanken zu „Was haben sich Klodelles Eltern nur dabei gedacht?“

  1. Mein Urgroßvater Gustav protestierte 1976 heftig gegen meinen Namen Mark. Er befürchtete, man würde mich hänseln, weil es in Deutschland ja „die Mark“ gab.

    Nun, ich wuchs zu D-Mark-Zeiten in Deutschland auf, und niemand kam je auf die Idee, mich „die Mark“ zu nennen….

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    • … und würde man heute erwägen, sein Kind Gustav nennen zu wollen (mir würd’s gefallen), käme bestimmt der Einwand „Wie Gustav Gans?! Das könnt Ihr doch nicht machen!“.

      Ich hätte als Junge übrigens auch Mark geheißen 😉

  2. Hmmm… wenn man danach geht, sollten Vornamen auch nicht mit Lu/Lou anfangen. Aber mal im Ernst, es gibt zu jedem Namen eine Verhunzungsmöglichkeit, wenn man eine finden möchte. Auf den ersten Blick eignen sich manche nicht so, aber es gibt auch bescheuerte Abwandlungen zu Katharina und Sebastian. Und notfalls, aber wirklich selten, muss man auf den Nachnamen ausweichen.

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  3. neuhier, warum willst du es nicht sagen?
    Ich habe den „englisch Klo“ Hinweis jetzt ergooglet und es gesehen. Wusste nicht, dass es das Wort gibt.
    Und hätte nicht gewusst, was du meinst.
    Warum sagt man es nicht einfach dazu? Finde, man muss nicht so eine Geheimnistuerei machen, das ist nicht witzig, wenn man es nicht versteht, sondern nervig.
    Nicht jeder ist gut in englisch und guckt erstmal alles durch, nur weil hier jemand auf witzig machen will und etwas nicht verrät.
    Meine Meinung.

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    • *Ironie an* Es wäre doch echt hilfreich, wenn unter allen Namensbedeutungen gleich noch sämtliche Verhunzungsmöglichkeiten vermerkt werden. Das würde den Hänselern eine Menge Kopfarbeit ersparen. *Ironie aus*

    • @Knud: Nicht Dein Ernst, oder?! Falls doch, freue ich mich, dass die Sache mit den Zweitnamen Dich noch eine ganze Weile beschäftigten kann ;). Achja, und die Hinterlegung der Häufigkeiten unterschiedlicher Schreibvarianten beim Namenslexikon, wie Du sie angefangen hast, finde ich auch echt toll. Und…

  4. Hmm, Kinder können schon grausam und auch sehr erfindungsreich sein. Ich wäre bei Claudelle nicht auf Klo-Delle gekommen, aber möglich ist alles. 😀 Wenn man darüber nachdenkt, welcher Name irgendwie verhunzt werden könnte, oder in einer anderen Sprache irgendeine lustige Bedeutung haben könnte, gäbe es womöglich keine Namen. 😉

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    • Meine Rede! Deshalb auch mein Hinweis, sich die Suche mit allzu vielen/spitzfindigen Kriterien („Der Name geht gar nicht – so nennt man Inkontinenz auf Russisch“) nicht unnötig zu erschweren (sofern man nicht gerade Russe ist).

      Dass das Kind mal im Dschungelcamp landet, ist ja auch nicht sooo wahrscheinlich 😉

  5. Jetzt ist es raus: Wie Bild.de heute enthüllte, haben sich „Klodelles“ Eltern gar nichts vorzuwerfen – die als Claudelle bekannte (na ja) Frau Deckert heißt nämlich eigentlich simpel und bodenständig Claudia. Aha …

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