Verbotene Vornamen

Es ist ein stimmiger Auftakt: Im Vorspann des aktuellen Kinofilms „Der Vorname“ werden nur die Vornamen der Mitwirkenden gezeigt. Dennoch dreht sich die für Lachtränen sorgende französische Komödie mit Patrick Bruel beileibe nicht nur um die Namenswahl. Ohne zu viel zu verraten, kann man aber sagen, dass der Film sehr interessante Fragen zum Thema aufwirft.


Da ist ein nicht mehr ganz junger werdender Vater, Vincent (Bruel). In gemütlicher Runde lässt er die Bombe platzen: Der Name, den er und seine Frau Anna für ihren Sohn ausgewählt hätten, sei Adolph. Adolf?! Blankes Entsetzen auf den Gesichtern, nachdem es sich offenbar nicht um einen Scherz handelt. Nein, natürlich nicht – Adolph mit ph soll es sein, nach einem romantischen Helden der französischen Literatur, dessen Vorname allerdings mit dem Hitlers nahezu lautgleich ist. „Das werte ich als eine faschistische Tat!“, ereifert sich Vincents Schwager Pierre (Charles Berling), seines Zeichens Literaturprofessor mit „Sinn für Wörter und deren Wirkung“. „Du kannst auch nicht eine SS-Uniform anziehen und sagen: ‚Ich verkleide mich eben gern.’“

Vincent hält dagegen: Was kann der Name für die Taten seines prominenten Trägers? („Adolf macht Adolf nicht zu Adolf.“) Sollen die Deutschen Frankreich auch noch seine Vornamen rauben dürfen? Und warum würden nicht auch Vornamen anderer Diktatoren geächtet, etwa Josef wegen Stalin? Wäre es nicht an der Zeit, mit dem „bösen“ Namen normal umzugehen, ihn durch positive Namensträger neu besetzen zu lassen?

Hierzulande ist man, was Adolf angeht, eindeutig auf Pierres Seite. „Das ist wohl der schlimmste Vorname der Welt, neben Saddam“, schreibt etwa die Userin eines Internet-Forums. „Eigentlich ein schönklingender Name“, meint ein anderer, „aber leider unbrauchbar geworden.“ Nicht ganz so einig ist man sich bei anderen, eher nordischen Namen, die angeblich gern von Neonazis vergeben werden, beispielsweise Freya, Rune, Skadi, Odin oder Thor, letzterer auch bekannt durch die „rechte“ Modemarke „Thor Steinar“. Hier ist der Tenor aber auch: Den Ball flach halten – der Name ist kein Gesinnungsausweis. In den allermeisten Fällen mögen die Eltern einfach den Klang. Und ein Thore oder Thoralf löst heute für mein Empfinden weit weniger Gegenwind aus als ein Kevin oder Jason-Justin.

Trotzdem: Es schadet nicht, im Vorfeld über mögliche Assoziationen nachzudenken und dazu durchaus auch Freunde ins Vertrauen zu ziehen. Wer nicht zu viel preisgeben möchte, kann ja mehrere Favoriten weitergeben. Um dann ganz bewusst seine eigenen Prioritäten zu setzen; denn irgendwas missfällt irgendwem ja immer. Doppelnamen wie der kürzlich in einer Babygalerie gesichtete „Odin-Steinar“ oder mehrere Geschwister aus diesem speziellen Namensspektrum könnten allzu „eindeutig“ wirken. Doch dazu gibt es ja unzählige Alternativen.

3 Gedanken zu „Verbotene Vornamen“

  1. „Ohne zu viel zu verraten…“ im ersten Abschnitt zu schreiben und dann den Namen, den das Kind erhalten wird (der Trailer lässt das logischerweise offen), zu nennen, mutet an wie ein schlechter journalistischer Witz.

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    • Da ich den Namen schon in mehreren Besprechungen gelesen habe, dachte ich nicht, dass hierzu weitere Geheimniskrämerei nötig sei. Der Film wartet aber auch gleich mit mehreren überraschenden Wendungen auf – wer ihn gesehen hat, weiß: Ich habe wirklich nicht zu viel verraten 😉

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