Wie kann man sein Kind nur Jihad nennen?

Wie kann man sein Kind nur Jihad nennen, das bedeute doch „heiliger Krieg“, regt sich Jeanette Kuster im Mamablog des Schweizer Tagesanzeigers auf. Tatsächlich ist Jihad (oder auch in weiteren Schreibvarianten wie Djehad) im arabischen ein sehr verbreiteter Vorname mit der Grundbedeutung „Anstrengung, Einsatz, Kampf“. Der Begriff steht für die Verpflichtung des Muslim zu einem geistigen und gesellschaftlichen Einsatz für die Verbreitung des Glaubens. Ich hatte vor geraumer Zeit darüber berichtet.


Update vom Januar 2024: Ich hatte Jeanette Kuster damals ein Interview gegeben, dass aber nicht mehr beim Tagesanzeiger verfügbar ist. Zum Glück habe ich meine Antworten von damals in meinem Archiv wiedergefunden und kann sie euch darum hier präsentieren:

Interview über Namenstrends

Haben Eltern in der Schweiz Lieblingsbuchstaben? Mir ist aufgefallen, dass in der Schweizer Namenshitparade 2010 auf den ersten Rängen viele Namen stehen, die mit L beginnen.

Der Anfangsbuchstabe L ist tatsächlich sehr beliebt zurzeit im deutschen Sprachraum, er war auch in Deutschland 2010 einsame Spitze: Jedes fünfte im Jahr 2010 geborene Mädchen in Deutschland hat einen Erstnamen, der mit dem Buchstaben L anfängt. Auch bei den Jungen ist das L der häufigste Anfangsbuchstabe, aber das J folgt mit nur geringem Abstand.

Viele Eltern in englischsprachigen Ländern sollen sich bei der Namenswahl von Hollywood- oder Sport-Stars und Figuren aus der Literatur inspirieren lassen. Ist das bei uns ähnlich?
Ja. Wobei Popstars, Schauspieler und Figuren aus Film und Fernsehen eine grössere Rolle spielen als literarische Vorbilder. Tendenziell gilt: Je jünger die Eltern, desto eher taufen sie ihre Kinder nach prominenten Namensvorbildern. Die meisten Eltern lassen sich allerdings anderswo inspirieren.

In meinem Bekanntenkreis habe ich in letzter Zeit öfters traditionelle Babynamen wie Moritz oder Daniel gehört. Besinnen wir uns namenstechnisch allmählich wieder zurück auf die Klassiker?
Weder Daniel noch Moritz würde ich als klassischen oder traditionellen Namen bezeichnen. Grundsätzlich gibt es einen Kreislauf bei den Vornamen: Bestimmte Namen werden von vielen Eltern aufgegriffen, kommen in Mode, werden eine Zeit lang sehr häufig vergeben, sind irgendwann nicht mehr angesagt und verschwinden wieder aus den Hitlisten. Nach vielen Jahren sind die Namen dann wieder im Trend und werden wieder vergeben.

Wie lange dauert so ein Kreislauf im Durchschnitt?
Mehrere Jahrzehnte. Als Faustregel kann man sagen: Die Namen der Urgrosseltern des Kindes kommen wieder in Frage.

Woran liegt es, dass sich Mädchen- und Jungennamen vom Klang her immer mehr angleichen? Viele Namen sind ja sogar für beide Geschlechter verwendbar.
Warum die Eltern sich für solche Namen entscheiden, weiss ich nicht. Fakt ist aber, dass Jungennamen heutzutage im Schnitt länger, Mädchennamen kürzer als früher sind. Immer mehr Jungennamen enden zudem auf einen Vokal, was früher für Mädchennamen typisch war. So werden weibliche und männliche Namen klanglich immer ähnlicher.

Worauf sollte man als Eltern achten bei der Namenswahl, damit das Kind glücklich wird mit seinem Namen?
Der wichtigste Tipp: Vermeiden Sie Sonderzeichen, die Sie auf der PC-Tastatur nicht finden.

Auf Vornamenseiten im Internet und in Namenslexika wird man fast erschlagen von den unzähligen Vorschlägen. Wie beziehungsweise wo findet man am einfachsten einen passenden Namen?
Erst einmal stellt sich die Frage, ob es ein verbreiteter oder ein ungewöhnlicher Name sein soll. Wenn Ersteres zutrifft, dann stöbert man am Besten im vorderen Teil der aktuellen Hitlisten. Einen ungewöhnlichen Vornamen findet man zum Beispiel, indem man die hinteren Plätze der Namens-Hitparaden studiert. Diese Namen wurden im Jahr zuvor meist nur einmal vergeben. Wer es ganz exotisch möchte, sollte sich durch ausländische Telefonbücher blättern, die bergen ganze Schätze an unbekannten Namen.

4 Gedanken zu „Wie kann man sein Kind nur Jihad nennen?“

    • Es gibt etliche hundert islamisch-fromme Namen, denen ebensoviele fromme christliche Namen gegenüberstehen. Ich kenne allerdings keine christlichen Namen, die den rohen, aggressiv-kämpferischen Aspekt der Religion so betonen wie Jihad (Dschihad, Cihad), Fatih (Eroberung) oder Saif al-Islam (Schwert des Islam). Das heißt nicht, dass dieser Aspekt dem Christentum grundsätzlich fremd wäre (Kreuzzüge, Zwangsbekehrung von Heiden etc.), er wird aber nicht in Namen ausgedrückt.

  1. Ich finde das Problem an diesem Namen ist, dass er in Deutschland (und anderen westlichen Ländern) einfach mit Terrorismus, also etwas sehr negativem und feindlichem assoziiert wird. Das müsste auch den Eltern bewusst sein, ist ja oft genug in den Medien. Deswegen finde ich es schon komisch, wenn sich Eltern trotzdem für so einen Namen entscheiden, ich würde das sicher nicht machen, meinem Kind einen Namen geben, der mit christlichem Radikalismus assoziiert wird und in dem Land, in dem ich lebe, Unbehagen auslöst. Denn für mich zählt da, wie er von der Masse wahrgenommen wird, die meisten wissen ja nicht, was er wirklich bedeutet. Da würde ich mich schon distanzieren wollen und vermeiden, dass andere denken, ich könne damit politische Meinungen ausdrücken.

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