Sind Mohammed und Muhamat derselbe Name?

Als häufigster Jungenname in England und Wales wurde ja kürzlich Oliver präsentiert. Der Herausgeber der Statistik hat allerdings unterschiedliche Schreibweisen getrennt gezählt. Besonders gravierend wirkt sich das beim Namen Mohammed aus, der in sehr vielen Varianten vorkommt. In der nach Schreibvarianten gruppierten Auswertung ist Mohammed Englands am häufigsten vergebener Jungenname.


Der von mir bisher sehr geschätzte Medienjournalist Stefan Niggemeier bezweifelt dieses. Er ist der Meinung, man müsse dann auch die Namen Oliver und Ollie sowie Harry und Henry gemeinsam zählen. Niggemeier übersieht dabei aber, dass die verschiedenen Formen von Mohammed durch unterschiedliche Auslegung der arabischen Schriftzeichen desselben Namens entstanden sind. Ollie dagegen ist eine selbstständige Kurzform von Oliver; bei Harry und Henry ist der gemeinsame Ursprung nicht zweifelsfrei. Nun gut, was soll man anderes von jemandem erwarten, der Vornamenranglisten in die Nähe „belangloser Statistiken auf den vermischten Seiten“ rückt?

Zum Schluss meine Fragen an alle, die sich in arabischen Sprachen auskennen: Sind Mohammed, Muhammed, Muhammad, Muhamat usw. wirklich derselbe Name? Werden diese Varianten alle gleich ausgesprochen?

6 Gedanken zu „Sind Mohammed und Muhamat derselbe Name?“

  1. Transkription aus dem Arabischen ist eine sehr komplizierte Geschichte …

    Konsonanten: Es macht einen Unterschied, ob ein einfacher oder doppelter
    Konsonant da ist, also -mm- ist ungleich zu -m-.
    Es macht einen Unterschied, ob -d oder -t. Formen mit auslautendem -t sind durch den Filter einer nicht-arabischen Sprache gegangen, die (wie das Deutsche) Auslautverhärtung aufweist (und diese, anders als das Deutsche, im Schriftbiild kennzeichnet).

    Für die Konsonanten M,H, und D gibt es keine Variationen in der Umschrift, allerdings können H und D nicht eindeutig zurücktranskribiert werden.

    Vokale: Eigentlich kennt das Arabische nur 3 Vokale: a, i, und u. Die
    Zwischenvokale e und o werden zwar in bestimmten Situationen so gesprochen, sind aber „eigentlich“ einer der 3 Vokale.
    Also kann ein u auch als o wiedergegeben werden,
    ein i auch als e,
    ein a auch als e oder o.
    Dazu kommen noch französische Schreibungen (wie ou) oder englische (wie oo oder ee), die Das Schriftbild noch uneinheitlicher machen können. Es gibt sogar deutsche Transkiptionen mit Umlauten: ä im Namen des deutsch-tunesischen Fußballspielers Änis Ben-Hatira. Änis ist gleich Anis ist gleich Enis.

    Fazit: Es ist Alles nicht so einfach.

    Zur Titelfrage: Mohammed und Muhamat sind verschiedene Namen, aber
    Mohammed und Muhammad sind (arabisch) gleich.

    Pragmatisch würde ich es wie die Briten halten: Was lateinisch verschieden geschrieben ist, ist verschieden; was lateinisch gleich aussieht, ist auch gleich.

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  2. „Sind Mohammed, Muhammed, Muhammad, Muhamat usw. wirklich derselbe Name?“

    Ja – da gibt es noch viel mehr Möglichkeiten (und nein, damit meine ich nicht Derivate wie Hamamd oder so was).

    Mohammed (e oder a am Ende mit o am Anfang)
    Mohammad
    Muhammed (e oder a am Ende mit u am Anfang)
    Muhammad
    Mohammet (e oder a am Ende mit o am Anfang und t am Ende )
    Mohammat
    Muhammet (e oder a am Ende mit u am Anfang und t am Ende)
    Muhammat

    und das Ganze nochmal mit nur einem m:

    Mohamed
    Mohamad
    Muhamed
    Muhamad
    Mohamet
    Mohamat
    Muhamet
    Muhamat

    Alles klar?

    Die vielen Variationen kommen deshalb zustande weil nun mal nicht genau festgelegt ist wie man arabische Namen in lateinische Buchstaben transkribiert, dazu kommt noch ein evtl. englischsprachiger oder französischsprachiger (oder deutschsprachiger) Einfluss (Beispiel: Die Stadt Jenin ist auf englisch die gleiche Stadt wie die Stadt Dschenin auf Deutsch).

    Nicht vergessen darf man den Einfluss des Beamten der einen arabischen Namen zum ersten Mal in lateinische Buchstaben transkribiert, denn wenn der das einmal „falsch“ in ein Formular oder gar den Pass geschrieben hat dann richtet man sich danach, egal ob das „sinnvoll“ ist oder nicht weil man sich nun mal nach den offiziellen Dokumenten richtet und jede Veränderung nur noch mehr Verwirrung stiften würde. Je ländlicher die Behörde desto abenteuerlicher die Transkribierungen….

    Als jemand der mal einem Büro in Kairo gearbeitet hat wo viele Mohammads dieser Welt vorbei kamen und es meine Aufgabe war, herauszufinden ob dieser Mohammed eine Gebühr bereits bezahlt hatte oder nicht war das garnicht so einfach die alle auseinderzuhalten, v.a. wenn auf die Frage „schreibt man Dich mit d oder t? mit einem m oder mit zwei m? mit a oder e? Mit o oder u?“ Nur die Antwort „as you like“ kam.

    Irgendwann habe ich dann immer zuerst nach der Handynummer gefragt, davon hatte jeder zum Glück nur eine, und dann die Identifikation mit Dingen wie der Adresse, Namen des Vaters etc. fertiggestellt bevor es den Stempel „Gebühr bezahlt“ gab.

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  3. Die Dialekte kommen nicht oben drauf! Mit jedem Dialekt werden gleiche Wörter anders ausgesprochen. Das sieht man im deutschen Sprachraum schon extrem. Der arabische Sprachraum ist um ein vielfaches grösser und vielfältiger. Dann kommen noch die nicht-arabischen Sprachregionen dazu, die den Namen ebenfalls vergeben und wieder neue Färbungen mit in die Aussprache bringen.

    Wenn wir das ganze einmal umdrehen und den Namen Jesus in Arabisch transkribieren möchten (nicht übersetzen) und das einmal mit deutscher Aussprache, mit englischer, mit spanischer (…das könnten wir vermutlich ewig so weiterführen) dann bekommen wir auch entsprechend viele Transkriptionsvarianten, weil man den Namen überall anders ausspricht. Aber es bleibt ja trotzdem der gleiche Name.

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