Namensbezogenen Vorurteile der Lehrer

Unter der Schlagzeile „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“ ging letztes Jahr eine Studie durch die Medien, die auch für Empörung sorgte. Jetzt hat Prof. Dr. Astrid Kaiser von der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg die Ergebnisse einer weiteren Forschungsarbeit veröffentlicht, die das Thema namensbezogener Vorurteile der Lehrer vertieft.


Foto: Sparbaby.deIn der neuen Studie haben Grundschullehrer Aufgabenlösungen von Schülern bewertet, die mit wechselnden Vornamen unterzeichnet waren. Dabei kam heraus, dass identische Lösungen tendenziell schlechter bewertet wurden, wenn ein negativer Jungenname darunter stand. Mit einem negativen Mädchennamen wurde die Antwort dagegen sogar besser bewertet als mit einem positiven Mädchennamen. Diese Studie zeigt nebenbei erschreckend deutlich, wie subjektiv die Benotung durch die Lehrer ist.

Als positive Namen wurden in der Untersuchung übrigens die Vornamen Alexander, Maximilian, Simon, Lukas, Jakob, Katarina, Hannah, Emma, Marie und Sophie verwendet. Neben dem inzwischen schon sprichwörtlichen Kevin zählte das Forscherteam Marvin, Maurice, Cedric, Jaqueline, Angelina, Vanessa, Chantal, Mandy und Celina zu den mit negativen Vorurteilen belasteten Vornamen. Nick und Leon gelten als neutral.

19 Gedanken zu „Namensbezogenen Vorurteile der Lehrer“

  1. Hm. Es scheint da ja auch eine seltsame Korrelation zu geben, daß meistens die Kinder mit den „verrücktesten“ (sprich: ungebräuchlichsten/ausgedachten) Namen aus „ungebildeten“ Elternhäusern kommen. Das ist auch oft daran zu erkennen, daß die armen Kinderchen fremdländische Namen bekommen, die ihre eigenen Eltern und Anverwandten nicht korrekt aussprechen können (z.B.: „Schak-ke-lie-ne“ für Jacqueline).

    Das soll natürlich nicht die LehrerInnen in Schutz nehmen, nur vielleicht darauf hindeuten, daß da nicht nur Vorurteile sondern auch mitunter Erfahrungswerte einfließen.

    Und daß das dt. Schul- bzw. Benotungssystem hoch subjektiv ist, das sollte doch mittlerweile wohl allen klar sein.

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  2. Danke für das gelungene Beispiel, Kevin! 😉 Ach ja, Kommata und die Tatsache, dass es ein „das“ mit einem s und ein „dass“ mit zwei s gibt, machen durchaus Sinn…

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    • Wer so was nötig hat, ist keinen Deut besser.
      Wolltest du uns allen mal beweisen wie gebildet du doch bist?
      Falls es jemand noch nicht bemerkt hat: ELLI IST EINE GANZ SCHLAUE!! die kennt Kommas und das ss!!!!!!!!!!!

  3. Super, dann sollte ich meine nächste Tochter auf jeden Fall „EllI“ nennen, dann hat sie nicht mehr so viel zu lernen…;)
    Was ist eigentlich mit „Angela“? Die hat´s zur Bundeskanzlerin geschafft, wobei ein Dr.Prof von und zu xy bestimmt nicht diesen Namen auf seiner Hitliste ganz oben stehen hat…

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  4. Ihr könnt auf die Aussage Ellis reagieren, wie ihr wollt. Sie hat trotzdem recht! Ist doch wirklich seltsam, daß gerade der Beitrag von einem Kevin wieder so vor Fehlern strotzt. Ich habe nichts gegen ihn persönlich. Aber sein Beitrag gibt der Studie wirklich recht. So und nun hackt auch auf mir rum. Als ob ihr dazu ein Recht hättet! Ihr nehmt euch dieses Recht auch einfach so heraus. Genau wie Elli bei Kevin.

    Interessant ist noch zu erwähnen, daß beide Antworten auf Ellis Beitrag von einer Anni und einer Sanni kommen. Alles klar! Und die Dritte im Bunde heißt Jessi. Hat hier jemand vielleicht auch noch mal einen vernünfigten Namen? Vielleicht ist es genau das, was die Lehrer so aufregt!!!!

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  5. Ach und noch was:

    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Sätze wie: „Da und da fehlt ein i“ sind kleinlich und lächerlich und kommen nur von Annis und Sannis und Jessis. Auch solche Kleinigkeiten regen Lehrer auf!!

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  6. Meine Vorgängerin in der Schule hatte denselben Namen, wie ich und ist negativ aufgefallen. Mein Lehrer hat in mehreren Arbeiten Fehler entdeckt, die garkeine waren.
    Das hat mich ziemlich aufgeregt. 😉

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    • Leider kommt sowas öfters vor, mein Sohn wird seit Jahren überprüft und bis jetzt nicht auffäliges gefunden, ich meine alle Kinder sind einbisschen hibbeligund vordern aufmerksamkeit durch ihren Verhalten, oder???

  7. also es ist halt echt leider so, dass viele nach ihren namen berwertet werden…das ist für die kinder sicher manchmal richtig unfair und scheiße aber ich finde da sind echt die eltern schuld! und ganz ehrlich: ich würde mien kind niiiiiiie kevin oder dustin oder jennifer oder so nennen, das macht ihm doch dan echt alles kaputt:(

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    • Vor 7 Jahren wusste ich nicht das mein Kind nach seinem Namen bewertet wird, sonst hätte ich ihm anderen Namen gegeben.

  8. Es steht hier im sehr interessanten Text:

    Nick und Leon gelten als neutral.

    Nehmt ihr Leon auch als neutral (und nicht positiv) wahr? Ist der Name Leon im Verlauf der Zeit etwas abgerutscht? Welche weiteren Namen würdet ihr auch als neutral einordnen?

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    • Müssen wir hier Namen-Bashing betreiben? Davon halte ich nichts. Der eine hat mit dem Namen X nur positive Erfahrungen gemacht, ein anderer nur negative. Und nun?

      Wenn jemand drei wundervolle Jungen/Männer namens Kevin kennt, dann ist der Name für ihn positiv besetzt. Wenn er aber nur einen einzigen Alexander kennt, der ein absoluter Rabauke oder ein selbstverliebtes, egoistisches Trampeltier ist, dann werden es auch andere Alexander erst einmal schwer haben. Zumindest, bis man auch diese etwas näher kennt.

      Sind die Vorurteile von Lehrern nur namensbezogen oder nicht eher personenbezogen, also schülerbezogen?
      Eine Bekannte, Realschullehrerin, hat vor vielen Jahren Aufsätze der 5. oder 6. Klasse korrigiert. Ihre Mutter (von Beruf Hausfrau und Mutter, keine allzu hohe schulische Bildung), die gerade auf Besuch war, war neugierig und hat auch ein paar der bereits benoteten Aufsätze gelesen. Irgendwann meinte sie: „Du sag mal, magst du Kind A lieber als Kind B?“ Und ja, es war tatsächlich so. Die Lehrerin fühlte sich ertappt. Denn die Mutter, die die Kinder nicht gekannt hat, sah im Aufsatz B deutlich mehr Potential und hätte diesem eine bessere Note gegeben.

      Nachdem es bereits anonymisierte Bewerbungsverfahren gibt (nicht nur, um Kevin Chancengleichheit zu Maximilian einzuräumen, sondern auch Bilal zu Kevin), wäre eher die Frage, ob es (zumindest teilweise) nicht auch sinnvoll wäre, anonymisierte Klassenarbeiten zu schreiben. O.k., bei Mathetest oder Diktat gibt es eigentlich nur richtig oder falsch, aber gerade bei Aufsätzen und ähnlichem. Sprich: Erst nach Benotung werden die Namen den Arbeiten zugeordnet.

    • @barabara (eine weitere)

      Gute Idee, scheitert aber daran, dass die Lehrer die Handschriften ihrer Schüler erkennen. Oder typische Rechtschreibfehler und andere Macken. Wirklich anonyme Korrektur und Bewertung ließe sich nur durch Lehrer vornehmen, die die Kinder tatsächlich nicht kennen.

      Wobei, den Effekt des Lehrers kenne ich aus meiner Schulzeit, und da vor allem beim Deutschunterricht. Ein anderer Lehrer konnte leicht einen Notensprung um mehrer Notenstufen bedeuten.

      Heute haben die Lehrer oft Bewertungsschemata mit Punkten in vielen Einzeldisziplinen, die danach zu einer Gesamtnote zusammengerechnet werden, ob das reicht, um die Willkür zu verringern, weiß ich aber nicht.

    • Ich bemühe ich deshalb immer, beim ersten Lesen des Aufsatzes nicht auf die Namen zu achten, aber einige Macken und Handschriften sind schon markant.
      Um so gerecht wie möglich zu sein, lese ich die Aufsätze drei Mal (erst alle, um sie grob einzuteilen, Notizen und erster Noteneindruck. Ein zweites Mal und dann von der besten zur schlechtesten). Die Noten verändern sich im Laufe des Lesens. Ich würde nicht sagen, dass ich A eine bessere Note gebe als B, aber die letzten Arbeiten werden großzügiger korrigiert. Das geht meinen Kollegen ebenso, deshalb kommen jetzt als viertes Lesen die schlechten Arbeiten zum Schluss.
      Ich halte nichts davon, dass jemand anderes die Arbeiten korrigiert (also ausschließlich), denn ich habe andere Schwerpunkte als andere. Mir ist es wichtig, dass die SuS in die Tiefe gehen, den Text durchdringen und man sie heraushört, also dass sie einen eigenen Schreibstil entwicklen.Anderen ist die Rechtschreibung und Zeichensetzung sehr wichtig oder ein sehr formale Gestaltung.

      Bei Diktaten kann man auch Dinge (wie ein vergessenen i-Punkt, der hier aber dennoch ein Fehler ist) „übersehen“, wenn die Note so z.B auf Fünf fällt. Das würde ich aber für alle SuS tun, egal, ob ich sie mag oder nicht, wobei ich kaum ein Kind nennen könnte, dass ich nicht mag 🙂 Manchmal lerne ich dadurch auch einen Namen okay zu finden, eben weil ich das Kind mit diesem Namen mag.

    • @elbowin
      Ja, an die Handschriften hatte ich auch schon gedacht. Aber bei so vielen Schülern, die ein Lehrer in der Regel unterrichtet (und unterrichtet hat), ist es unmöglich, sie sich alle zu merken. Zumal sich die Handschrift in jungen Jahren oft noch weiterentwickelt. Bestimmte Macken machen es vermutlich einfacher. Doch zu rund 80-90 % könnte Anonymität gegeben sein. Zwar schreiben Julia und Emma Schönschrift und Tim, Max und Ben haben eine Sauklaue. Doch zu welchem der drei letztgenannten gehört jetzt die kaum lesbare Arbeit?

      Trotz Bewertungsschema könnte es schwierig werden, wenn eine Einzelfrage (in einem z.B. 20 Fragen umfassenden Test in z.B. Geschichte, Chemie, Biologie o.ä.) nicht ganz zu 100 % beantwortet wird, sondern nur etwa zu 90 %. Es werden ganze und halbe Punkte verteilt. Bekommt der beliebtere Schüler dann den vollen Punkt (weil eigentlich hat er es ja gewusst) oder der nicht so beliebte nur einen halben Punkt (weil die Frage ja nicht komplett beantwortet ist)? Ich denke, das sind oft unbewusste Prozesse. Ohne es wirklich zu wollen, wird hier unter Umständen verschieden beurteilt. Anonymität könnte helfen.

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